Proteste in Teheran
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Proteste in Teheran

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Demonstranten im Iran droht Todesstrafe

Wegen der Proteste gegen die Regierung im Iran sind Hunderte Menschen angeklagt worden. In Teheran sollen sich 315 Demonstranten vor Gericht verantworten. Einigen wird "Krieg gegen Gott" vorgeworfen, ihnen droht damit die Todesstrafe.

Im Zusammenhang mit den Protesten im Iran sind nach Angaben von Staatsmedien Hunderte Menschen angeklagt worden. In der Hauptstadt Teheran sollen 315 Demonstranten wegen "Versammlung und Absprache gegen die Sicherheit des Landes" sowie "Propaganda" gegen die staatlichen Autoritäten und "Störung der öffentlichen Ordnung" vor Gericht gestellt werden.

Todesstrafe gegen Demonstranten möglich

Nach Aussage des Staatsanwalts von Teheran, Ali Salehi, droht einem Teil der Demonstranten sogar die Todesstrafe: "Vier Randalierern" werde der Straftatbestand "Krieg gegen Gott" (Moharebeh) vorgeworfen, der gemäß dem islamischen Rechtssystem im Iran mit der Todesstrafe geahndet werden kann.

Iranische Justiz will gnadenlos vorgehen

Salehi erklärte weiter, den Angeklagten werde vorgehalten, "eine Waffe benutzt zu haben, um die Gesellschaft und das Volk zu terrorisieren, Sicherheitsbeamte verletzt, staatliches Eigentum angezündet und zerstört zu haben, mit dem Ziel, das heilige System der Islamischen Republik Iran anzugreifen". Die iranische Justiz hatte in den vergangenen Wochen mehrfach betont, dass sie gnadenlos gegen die Teilnehmer der Demonstrationen im Land vorgehen werde.

Tod von Mahsa Amini im Gewahrsam der Sittenpolizei

Auslöser der riesigen, nicht aufhörenden systemkritischen Proteste war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Vorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.

Gewalt gegen protestierende Mädchen

Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden bei den Kundgebungen bisher Zehntausende Menschen verhaftet und mindestens 240 getötet. Dennoch gehen die Proteste weiter, gerade auch an Universitäten und Schulen. Dabei sollen Sicherheitskräfte auch Mädchen angegriffen haben.

Das iranische Bildungsministerium erklärte, es sei zu Zusammenstößen zwischen Schülerinnen einer Teheraner Schule und Sicherheitskräften gekommen, als diese die Handys der Mädchen kontrollieren wollten. Videos im Netz zeigen, wie dabei offenbar auch Tränengas zum Einsatz kam. Laut einem bekannten iranischen Twitter-Account sollen Sicherheitskräfte ein 16-jähriges Mädchen so schwer verletzt haben, dass sie ins Krankenhaus musste.

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Studentin stirbt bei Kundgebung in Hamendan

Bei einer Kundgebung in der westiranischen Stadt Hamendan starb laut mehreren Berichten eine 21-jährige Studentin nach Schlägen durch Sicherheitskräfte. Nach offiziellen Angaben erlag die junge Frau hingegen einer Alkoholvergiftung.

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