Während Seehofer pauschal erklärt hatte, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, wies Müller in der "Passauer Neuen Presse" darauf hin, dass die Religionen in Deutschland im Großen und Ganzen sehr friedlich miteinander lebten. Er fügte hinzu: "Der radikale Islam, der auf die Scharia baut und unsere Rechtsordnung leugnet, gehört deswegen auch nicht zu Deutschland." Die Muslime selbst und die Verbände seien aufgefordert, sich von diesen radikalen Strömungen abzugrenzen. Grundsätzlich sei ein stärkerer Dialog unter den Religionen nötig: "Muslime, Juden, Christen, Hinduisten und Buddhisten verbindet ein Weltethos gemeinsamer Werte."
Seehofer-Äußerung "gefährlich"
Grünen-Vorsitzender Robert Habeck forderte die CSU auf, damit aufzuhören, "Wahlkampf aus den Ministerien zu führen". In der "Rheinischen Post" räumte er ein, dass Seehofer seine neue Rolle erst noch finden müsse: "Als Innenminister ist er jetzt Wahrer von Recht, Freiheit und der deutschen Verfassung. Und in dieser ist die Religionsfreiheit festgeschrieben. Aussagen, die das relativieren sind unnötig, ja sogar gefährlich."
Der Vorsitzende der SPD-Jugendorganisation (Jusos), Kevin Kühnert, sah hinter der Aussage Seehofers eine "Kampagnenstrategie". "Während die politische Linke derzeit über die Zukunft der Grundsicherung diskutiert, betreibt das neue Heimatministerium von der Spitze her Politik in eigener Sache", schrieb er im "Handelsblatt". "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir für dieses Spiel bis zur bayerischen Landtagswahl im Herbst immer wieder alle in Mithaftung genommen werden." Im Freistaat wird am 14. Oktober ein neuer Landtag gewählt.
FDP will Minister an Management messen
FDP-Fraktionschef Christian Lindner sagte derweil dem "Spiegel": "Wir werden Herrn Seehofer nicht an angezettelten Debatten messen, sondern an einem besseren Management von Einwanderung, Abschiebung und Integration." Nach den ersten 100 Tagen der neuen Regierung wolle er deren Taten, nicht ihre Worte bewerten.
In Deutschland leben rund 4,5 Millionen Muslime. Seehofer hatte Mitte März betont, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, aber hier lebende Muslime gehörten "selbstverständlich" dazu.