Es gibt eine Zahl, die ziemlich gut die amerikanisch-bayerischen Handelbeziehungen erklärt: 21 Milliarden Euro. Für so viel Geld gingen vergangenes Jahr Waren aus dem Freistaat in die USA – Platz Eins unter den Exportländern. Nach Jahren aggressiver Handelspolitik unter Donald Trump, nach Strafzöllen und Drohungen sind die Erwartungen an seinen Nachfolger Joe Biden groß. So sieht es Manfred Gößl, der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags.
"Mehr Verlässlichkeit, mehr Kooperation und auch mehr Partnerschaft – also auch ein Miteinander im Problemlösen und nicht ein Gegeneinander. Und mit Allianzbildung zwischen USA und Europa und zwischen Bayern und den amerikanischen Geschäftsfreunden geht auch vieles leichter – das ist unsere Hoffnung." Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags
Große wie mittelständische Unternehmen setzen auf Biden
Diese Hoffnung teilen zum einen die großen bayerischen Unternehmen wie BMW oder Siemens. Zum anderen aber auch die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen. Wie zum Beispiel GIMA aus dem niederbayerischen Marklkofen: Klinker und Ziegel stellt Firmenchef Klaus Girnghuber her. Jahresumsatz: 50 Millionen Euro. Der wichtigste Markt: die USA – und je weniger Beschränkungen es dort gibt, desto besser für ihn.
"Es schaut so aus, dass jetzt erst einmal das Damoklesschwert des Zöllebezahlens und der Priorisierung amerikanischer Produkte vorbei ist. Allerdings: Die Gefahr ist immer latent da, weil es, glaube ich, eine weltweite Entwicklung ist, dass Protektionismus eher an Fahrt gewinnt, als dass er weniger wird. Leider.“ Klaus Girnghuber, GIMA
Protektionismus "gewinnt an Fahrt"
Genau das ist der wunde Punkt. Denn was hilft es, wenn Joe Biden seine Worte zwar in Watte packt – sich in der Sache aber gar nicht viel ändert? Karl Haeusgen, der Chef des Maschinenbauverbands VDMA, hatte schon bei der Wahl Anfang November so seine Zweifel. Er erwartet kaum Änderungen.
"Auch das Team Biden ist ganz stark auf diese „Buy American“- und „Made in America“-Thematik fokussiert. Da werden wir also keinen Paradigmenwechsel erleben." Klaus Haeusgen, VDMA
Viel ist von einem möglichen Neustart der transatlantischen Beziehungen unter Biden die Rede gewesen. Auch die bayerische Wirtschaft würde das begrüßen – sie weiß aber auch, dass sie sich darauf nicht verlassen kann.
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Das erwarten bayerische Unternehmer von Biden