Verfasst hat das Papier Markus Blume, der Vorsitzende der CSU-Grundsatzkommission und Vize-Generalsekretär der Partei, und zwar in enger Abstimmung mit CSU-Chef Horst Seehofer. Zum Anlass nehmen beide das schlechte Abschneiden der Christsozialen bei der Bundestagswahl.
"Die Bundestagswahl 2017 war eine Zäsur. Für unser Land und für die Union. Wer jetzt 'Weiter so' ruft, hat nicht verstanden und riskiert die Mehrheitsfähigkeit von CDU und CSU." Aus dem Zehn-Punkte-Plan der CSU
Das "Weiter so" ist natürlich gemünzt auf Bundeskanzlerin Angela Merkel, die nach der Wahl erstmal betont hatte, die Union habe sich nichts vorzuwerfen. Dass die CSU den Kurs der Schwesterpartei mit Parteichefin Merkel nicht mehr ohne weiteres mittragen will, bringt sie in dem Papier unmissverständlich zum Ausdruck:
"Die Union war nie nur ein Kanzlerwahlverein." Zitat aus dem Zehn-Punkte-Plan der CSU
Leitkultur, Heimat und Patriotismus
Geht es nach der CSU, dann steuert die Union künftig einen konservativeren Kurs. Der unter Merkel vollzogene "Schwenk in die liberale politische Mitte" sei ein Fehler gewesen, die Union dürfe sich niemals damit abfinden, dass sich rechts von ihr eine Partei wie die AfD breitmachen könne.
"Wir müssen die AfD knallhart bekämpfen - und um ihre Wähler kämpfen." Aus dem Zehn-Punkte-Plan der CSU
Wobei wir wieder bei dem Thema wären, das CDU und CSU gerade am meisten entzweit: die Flüchtlingspolitik. Dazu heißt es in Blumes Papier, gegen Ängste durch "grenzenlose Freiheit" setze die CSU auf Obergrenze und Leitkultur.
"Deshalb brauchen wir eine bürgerliche Ordnung der Freiheit: das heißt einen durchsetzungsfähigen Staat, eine klare Begrenzung der Zuwanderung und einen Richtungspfeil für die Integration." Zitat aus Zehn-Punkte-Plan der CSU
Ob die Christsozialen auf dem Begriff "Obergrenze" beharren werden, ist fraglich. Immerhin haben sich in den vergangenen Tagen gezeigt. Und klar dürfte sein, dass das umstrittene Wort in einem möglichen Jamaika-Vertrag keinen Platz haben dürfte.
Gibt es eine gemeinsame Linie?
Dass der Zehn-Punkte-Plan, der der "Bild am Sonntag" und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, genau heute öffentlich wird, ist kein Zufall: Am Mittag treffen sich die Spitzen von CDU und CSU in Berlin. Sie wollen sich erst einmal untereinander einigen, bevor sie in Sondierungsgespräche mit FDP und Grünen gehen. Ob das klappen wird, steht noch nicht fest. Die CSU jedenfalls kommt mit klaren Vorgaben. Spannend wird sein, worauf sich beide Schwestern am Ende verständigen können.