Andreas Scheuer startet mit einem Kalauer in die Woche. Der Generalsekretär muss nochmal klarmachen, wie schrecklich das alles ist, was da auf seine CSU zukommt, Jamaika mit den Grünen!
"Das wird nicht geprägt sein von Reggae und Bob Marley und irgendeinem lässigen Style. Sondern es wird ein sehr schweres Stück Arbeit." Andreas Scheuer, Generalsekretär der CSU
"Anstandsbesuch" bei den Grünen
Danach sieht es aber erstmal gar nicht aus. Jedenfalls steht Horst Seehofer am Dienstagabend strahlend in der Parteizentrale der Grünen. Rechts und links von ihm stehen Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt und strahlen noch mehr. Reggae und Bob Marley sind zwar wirklich nicht zu sehen. Aber ein lässiger Style schon. Jedenfalls sitzt Seehofers Krawatte ziemlich schief. Es ist ein fröhliches Bild, das so fröhlich wohl gar nicht hätte sein sollen. Später wird der CSU-Chef nüchtern von einem "Anstandsbesuch" sprechen:
"Wir werden ja jetzt viele Wochen und Monate zusammen sitzen. Und da ist es ganz gut, wenn man sich mal persönlich kennenlernt." Horst Seehofer, CSU-Chef
Die Grünen abtasten, aber nicht abknutschen
Auf diesem schmalen Grat balanciert die CSU Richtung Jamaika. Die Basis in Bayern nicht verwirren, das heißt: Die Grünen abtasten, aber nicht abknutschen - Sondieren, aber nicht charmieren. Und vor allem gilt es, die feinen Unterschiede deutlich zu machen, bei jeder Gelegenheit. Zum Beispiel beim Gruppenfoto. Am Mittwoch trifft die Union auf die FDP. In der Pause treten alle Sondierer fürs Foto auf den Balkon. In der ersten Reihe stehen Angela Merkel, der Liberale Alexander Graf Lambsdorff und die lachenden Christsozialen Seehofer und Thomas Kreuzer. Andreas Scheuer liefert die passenden Worte dazu:
"Ein guter Austausch, vor allem auch ein sympathischer und vom gegenseitigen Respekt und von der Freude geprägt." Andreas Scheuer, Generalsekretär der CSU
Gruppenfoto mit Grünen
Stunden später redet die Union mit den Grünen. Wieder der Ausflug auf den Balkon, diesmal halten sich die CSU-Politiker aber im Hintergrund, Kreuzer dreht den Fotografen sogar den Rücken zu. Wem das nicht reicht, dem erklärt Scheuer:
"Wahlkampf beendet, Treffen wichtig, Atmosphäre okay." Andreas Scheuer
Andere formulieren die Vorbehalte deutlicher. Jamaika sei nicht alternativlos, sagt im Zeitungs-Interview Stefan Müller, der neue parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe. Tatsächlich gäbe es als Alternative zwar die SPD. Die aber will nicht regieren. Und es gäbe Neuwahlen. Die aber will keiner. Darum klingt das mit den Alternativen leichter, als es ist.
Rücktritt von Tillich kommt CSU ungelegen
Die Sache mit den Grünen ist aber nicht das einzige Problem der CSU. Mitten in die Sondierungsgespräche platzt eine Nachricht aus Sachsen: Ministerpräsident Tillich zieht sich zurück. Seehofer sagt, er verliere einen Mitstreiter.
"Der Freistaat Sachsen war unser stärkster Wettbewerber. Was die Industriepolitik angeht, was die Finanzen angeht, im Bildungssystem vor allem waren die auf Augenhöhe mit den Bayern!" Horst Seehofer
Und halt auch in der Kritik an Angela Merkel. Tillich bemängelte die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin ebenso wie Seehofer, er zog aus der Bundestagswahl den gleichen Schluss zog wie Seehofer und forderte eine Kurskorrektur der Union nach rechts. Insofern schwächt sein Rückzug nun womöglich das konservative Lager der Union.
Söder vorsichtshalber ausgebootet
Seehofer tut derweil alles, um selber nicht weiter geschwächt zu werden. Wer denkt, der CSU-Chef habe diese Woche jeden aus München mitgenommen, der sich auskennt mit Koalitionsverhandlungen, der irrt. Markus Söder hatte 2005 als CSU-Generalsekretär den Vertrag der großen Koalition mit verhandelt. In Berlin war Söder diese Woche nicht zu sehen.