"Corona-Pandemie" ist das Wort des Jahres 2020. Das hat die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden verkündet. Auf dem zweiten Platz landete "Lockdown", gefolgt von "Verschwörungserzählung". Dass Corona-Pandemie in diesem Ausnahme-Jahr das Rennen gemacht hat, dürfte keinen überrascht haben.
Die humorbegabten Briten und das beherrschende Thema
Die Briten sind interessanterweise zu einem anderen Schluss gekommen: Die Lexikographen der Oxford Dictionaries haben sich in diesem außergewöhnlichen Jahr erstmals auf kein Wort des Jahres einigen können, sie nennen das Jahr "unprecedented" (beispiellos, ohnegleichen) und veröffentlichen einen ganzen Katalog von Begriffen, die dieses Seuchenjahr charakterisieren: Lockdown, Social Distancing, Superspreader, Covidiots, flatten the curve, remotely und Reopening – bis auf die beiden letzteren haben all diese Begriffe auch in den deutschen Sprachraum gefunden.
Die Engländer sind glücklicherweise humorbegabt genug, das Kürzel BC. – Before Christ – für die neue Zeitrechnung umzudefinieren: "BC." wird auf der Insel mittlerweile schon mal "before coronavirus" gelesen. Bei uns regiert da eher der Befehlston, was man schon am imperativen Akronym AHA sieht: AHA für "Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen". Auch die Gesellschaft für deutsche Sprache hat zum von ihr so genannten "Sprachraum Corona" eine ganze Liste von Wörtern zusammengestellt: Dazu gehören die "Geisterspiele" genauso wie "systemrelevant", die "Verschwörungserzählung" ebenso wie jene sonst nur im Krieg angewendete "Triage", die den Krankenhaus-Ärzten hierzulande bisher erspart geblieben ist.
Andere Kandidaten
Natürlich kann man der Zehn-Wörter-Liste der Gesellschaft für deutsche Sprache, die sich anders als ihr britisches Pendant nicht auf Empirie stützt, vorwerfen, dass ihr Corona-Wortschatz erstaunlicherweise wichtige, dieses Jahr kennzeichnende Wörter ausspart: Querdenker etwa, Schnelltest, Aerosol, Lockerung, Reisewarnung, Risikogebiet, Hygienekonzept, Hybridveranstaltung, neue Normalität, Kontaktperson, schließlich die Inzidenz, die zur Ingredienz unseres Alltagsgesprächs geworden ist. Aber sei’s drum. Auf Platz 10 der deutschen Wörter der Jahres-Liste steht kein Wort, sondern ein Wunsch: "Bleiben Sie gesund!". Es mag nur mir so gehen, aber ich halte diese gern noch mit einem fürsorglichen "Bitte" garnierte Formel "Bleiben Sie gesund" für die verkappte Reprise des Fernsehwerbungs-Slogans einer pharmazeutischen Marke aus den späten neunziger Jahren. "Bitte bleiben Sie gesund": Die Marke "Abtei" wurde seinerzeit so beworben – und das passt ja irgendwie auch auf 2020, wo wir uns doch derzeit notgedungen in einem Leben in nahezu klösterlicher Abgeschiedenheit üben.
Bei der Aktion "Wort des Jahres" wählt eine Jury regelmäßig zehn Wörter und Wendungen aus, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben, für wichtige Themen stehen oder sonst charakteristisch erscheinen. Die Begriffe stammen aus einer Sammlung von mehreren Tausend Belegen aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Außenstehenden.
Es kommt wenig überraschend: Ein Begriff mit "Corona" ist das Wort des Jahres 2020.
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