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Bundeskanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer

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CDU froh über Klarheit bei der CSU

CDU froh über Klarheit bei der CSU

In der CDU ist man erleichtert über die Personalentscheidungen der CSU. So sehr man sich bei der "großen Schwester" auch über Seehofer geärgert hat - man weiß, was man an ihm hat. Personelle Umbrüche kann Merkel nicht gebrauchen. Von Achim Wendler

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Angela Merkel hat erlebt, wie es ist, wenn ein Parteivorsitzender während der Regierungsbildung ausfällt: Mitten in den Koalitionsverhandlungen 2005 trat Franz Müntefering als SPD-Chef überraschend zurück. Er hinterließ eine verdatterte SPD und eine ratlose CDU-Chefin, die einen verlässlichen Verhandlungspartner verloren hatte. Die große Koalition stand kurz auf der Kippe.

Auf eine Wiederholung kann Merkel gut verzichten. Für sie birgt die Regierungsbildung 2017 auch ohne neuen CSU-Chef genug Unsicherheiten. Jamaika ist geplatzt, die SPD weiß noch nicht, ob sie als Partner einspringt. Und würde sich die bayerische Schwesterpartei jetzt komplett neu aufstellen, würden auch in der CDU vermutlich wieder Personalfragen gestellt.

Gute Nachricht für Merkel

Darum ist es für Merkel eine gute Nachricht, dass Seehofer weitermacht, dass wenigstens bei der CSU jetzt Klarheit herrscht. Seehofer bleibt Merkels Ansprechpartner, er wird auch derjenige sein, der gegebenenfalls einen Koalitionsvertrag unterzeichnet – eine Unbekannte weniger für die CDU-Spitze.

Dass Seehofer der Kanzlerin in den letzten Jahren so viel Ärger gemacht hat wie kein anderer Politiker – geschenkt. Die beiden sind Profis, den Kränkungen und Vertrauensbrüchen der Vergangenheit ("Herrschaft des Unrechts" usw.) hängen sie nicht unnötig nach. Sie wissen, dass sie aufeinander angewiesen sind. Nach allem, was man hört, funktioniert die Zusammenarbeit wieder gut.

Wird sich Söder durch die Berliner Koalitionsdiziplin einengen lassen?

Eine spannende Frage ist, ob das auf lange Sicht auch so sein wird. Seehofer bleibt zwar vorerst die alleinige Stimme der CSU in Berlin. Aber die alleinige Stimme Bayerns ist er spätestens dann nicht mehr, wenn Markus Söder in die Staatskanzlei eingezogen ist. Und Söders Machtanspruch wird wachsen, je näher die Landtagswahl rückt. Söder soll Spitzenkandidat sein, damit obliegt es vor allem ihm, der CSU die absolute Mehrheit zu erkämpfen. Er wird nicht geneigt sein, sich durch die Berliner Koalitionsdisziplin einengen zu lassen – und damit auch nicht durch seinen Parteichef.

Seine Macht kann Söder künftig natürlich im Bundesrat ausspielen. Aber eben auch durch Druck auf den CSU-Chef im Kabinett Merkel. Horst Seehofer ist nicht zu beneiden. Er muss das Gewicht der CSU auf der Berliner Bühne stärken. Während sein eigenes Gewicht sinkt.

Das weiß man auch in CDU und SPD. Und sorgt sich ein wenig um die langfristige Berechenbarkeit der CSU.