Bildrechte: pa / dpa / Swen Pförtner
Audiobeitrag

Mevlüt Cavusoglu

Bildbeitrag
>

Cavusoglu nährt Hoffnungen im Fall Yücel

Cavusoglu nährt Hoffnungen im Fall Yücel

Der türkische Präsident Erdogan will laut seinem Außenminister Cavusoglu nach Bildung einer Bundesregierung Kanzlerin Angela Merkel treffen. Zudem sagte der Minister, der Fall des inhaftierten Deniz Yücel vergifte nur die Beziehungen zu Deutschland.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

Erdogan werde Merkel dann in die Türkei einladen oder womöglich selber nach Deutschland reisen, kündigte Außenminister Mevlüt Cavusoglu bei einem Treffen mit deutschen Journalisten in Antalya an. Die türkische Regierung bemüht sich um eine Normalisierung der belasteten Beziehungen zu Deutschland. 

Erdogan habe zuletzt mehrfach mit Merkel und mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier telefoniert, sagte Cavusoglu. "Wir sollten den Dialog aufrecht erhalten."

"Yücel ist kein politisch motivierter Fall"

Der größte Streitpunkt in den Beziehungen ist der Fall des "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel, der seit fast elf Monaten ohne Anklage in der Türkei in Untersuchungshaft sitzt - nach Überzeugung der Bundesregierung aus politischen Gründen. Cavusoglu sagte dazu, viele Menschen seien jüngst frei gekommen.

"Ich versichere Ihnen, Deniz Yücel ist kein politisch motivierter Fall. Was ist mein Vorteil, wenn ich Deniz Yücel inhaftiere? Was werde ich im Gegenzug bekommen? Nichts. Es vergiftet unsere Beziehungen. Gefällt mir das? Nein. Aber ich kann nicht in die Justiz eingreifen, nur um dieses Problem loszuwerden." Mevlüt Cavusoglu, Außenminister Türkei

Cavusoglu verwies erneut darauf, dass Yücel nicht als Journalist akkreditiert gewesen sei. "Sein Fall hat deswegen nichts mit Journalismus, nichts mit den türkisch-deutschen Beziehungen zu tun." 

Nazi-Vergleiche verteidigt

Kritik an Nazi-Vergleichen aus Ankara an die Adresse Deutschlands wegen der Auftrittsverbote für türkische Regierungsvertreter im vergangenen Jahr wies Cavusoglu vehement zurück.

"Sie haben Erdogan einen Diktator genannt, Sie haben Erdogan schwer beleidigt. Wenn Sie Erdogan und uns Diktator nennen, sollten Sie auch ähnliche Kritik von Erdogan erwarten." Mevlüt Cavusoglu, Außenminister Türkei

Der Minister äußerte sich zugleich anerkennend über die Bundeskanzlerin. "Ich respektiere Frau Merkel sehr", sagte Cavusoglu. "In den vergangenen fünf, sechs Jahren ist sie die einzige echte Anführerin in Europa gewesen." Zu Forderungen nach einer Aufhebung des Ausnahmezustands in der Türkei, der kommende Woche zum sechsten Mal um drei Monate verlängert werden soll, sagte Cavusoglu: "Ich hoffe, dass wir ihn zum letzten Mal verlängern. Ich hoffe das ernsthaft." Das hänge aber von der Lage in drei Monaten ab.