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Briefwähler haben bei der Bundestagswahl 2025 nicht die gewohnten fünf oder sechs Wochen Zeit: "Wer von der Briefwahl Gebrauch machen möchte oder muss, sollte berücksichtigen, dass diesmal nur ein Zeitraum von etwa zwei Wochen zur Verfügung steht", informiert Bayerns Landeswahlleiter Thomas Gößl. Daher verweist er auf die besondere Form der "Briefwahl an Ort und Stelle", bei der die Postzustellung entfällt. Das heißt: Mit der Wahlbenachrichtigung persönlich die Briefwahlunterlagen zum Beispiel im Rathaus entgegennehmen, gleich vor Ort wählen und den Wahlbrief direkt wieder abgeben.
BR24-User "PSED" zeigte sich angesichts dieser Option verwundert: "Was ich nicht verstehe, ist, warum man seine Stimme in manchen Gemeinden exakt am Tag x nur abgeben soll", schrieb er kürzlich in den Kommentarspalten. "Wenn man die Briefwahl persönlich beantragt (vor Ort), dann kann man auch die Stimme gleich abgeben (...). Daher: Warum kann man nicht in einem Zeitraum wählen, wie in anderen Ländern auch? Wer sich in seiner Entscheidung nicht sicher ist, kann bis zum Schluss warten und dann wählen."
Leitbild Urnenwahl
"Zunächst führt der klassische Weg ins Wahllokal zur Urnenwahl. Sie entspricht dem Leitbild der Wahl, so sagt es das Bundesverfassungsgericht", heißt es aus der Pressestelle der Landeswahlleitung auf BR24-Anfrage. Die Urnenwahl mache die repräsentative Demokratie in besonderer Weise sichtbar und erfahrbar, formulierte das Gericht (externer Link).
"Der Wahltag ist historisch gewachsen", erklärt Professor Sascha Huber, Leiter des Bereichs Empirische Politikforschung an der Universität Mainz. Faktisch gebe es seit geraumer Zeit aber die Möglichkeit der Briefwahl. "Das ist sehr positiv zu bewerten, dass man die Möglichkeit hat, an verschiedenen Tagen zu wählen, weil manche einfach am Wahltag verhindert sind." Bei vergangenen Wahlen wurde die Briefwahl – auch angesichts der Corona-Pandemie – rege genutzt: Der Briefwahlanteil stieg bei der Bundestagswahl 2021 auf 47,3 Prozent.
"Briefwahl an Ort und Stelle"
Laut Kreisverwaltungsreferat München nutzten damals über 26.000 der knapp 477.000 Münchner Briefwähler die "Briefwahl an Ort und Stelle", wählten also vor dem Wahltag direkt im Kreisverwaltungsreferat oder in den Bezirksinspektionen. Die Bundeswahlordnung gibt vor, dass Wahlberechtigten, die persönlich den Wahlschein und die Briefwahlunterlagen bei der Gemeindebehörde abholen, dazu die Gelegenheit gegeben werden soll.
Wann das möglich ist, steht auf der Wahlbenachrichtigung. In München etwa ist dies wohl ab 4. Februar der Fall, in Bamberg voraussichtlich ab 7. Februar. Barrierefreie Zugänge seien vorhanden, heißt es auf Anfrage. Blinde Menschen müssten Hilfen wie die Stimmzettelschablone selbst mitbringen.
Wahlberechtigte machen ihre Kreuze dann zwar in einer Wahlkabine, ansonsten unterscheidet sich das Wahlprozedere aber nicht von der Briefwahl zu Hause. Wo die verschlossenen Wahlbriefe bis zur Auszählung am Wahltag ab 18 Uhr verwahrt werden, bleibt aus Sicherheitsgründen geheim.
Problem beim Vorher-Wählen: Es kann noch was passieren
Auch wenn der Wahlkampf der Parteien auf den Wahltag am 23. Februar zuläuft, einige Wähler fällen ihre Wahlentscheidung schon vorher und legen sich fest. Ein Nachteil eines Wahlzeitraums: Bis zum Wahltag kann immer noch eine Überraschung eintreten.
Aiko Wagner vom Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU Berlin erklärt: "Wenn ich zwei Wochen vorher schon im Rathaus meine Stimme abgebe und dann passiert noch was, sei es eine weltpolitisch wichtige Entwicklung, ein politischer Skandal, eine Enthüllung oder ein Fettnäpfchen, in das getreten wird: Naja, dann habe ich meine Stimme schon abgegeben und kann das nicht mehr in meine Wahlentscheidung einpreisen."
"Unentschlossene wählen spät"
Aber: "Das machen die Leute freiwillig. Niemand wird gezwungen, vorher schon seine Stimme abzugeben", so Wagner. Zudem seien viele Ereignisse vor allem für Wähler, die über Jahre treu die gleiche Partei wählen, nicht so entscheidungsrelevant.
Auch Sascha Huber von der Uni Mainz sagt, dass große Überraschungen kurz vorher eher selten passierten. Unentschlossene wiederum würden ihre Wahlentscheidung sowieso spät fällen. Sie nutzen die Wahlmöglichkeit vorab also vielleicht gar nicht.
Problematisch wäre es laut Huber, wenn Menschen beispielsweise aus logistischen Gründen in der einen Stadt gezwungen werden würden, ihr Kreuz eher zu machen als anderswo. "So ist es ja nicht. Wenn man sich aus freien Stücken dazu entschließt, vorzeitig seine Stimme abzugeben, dann liegt das in der Verantwortung jedes einzelnen."
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
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