Pro Jahr erleben die Deutschen statistisch gesehen weniger als elf Minuten Stromausfall, so die letzte veröffentlichte Statistik der Bundesnetzagentur. Das ist deutlich weniger als beispielweise in Frankreich, Italien oder Großbritannien. Und obwohl immer mehr schwankende Stromerzeugung aus Wind und Sonne integriert wurde, sind die Unterbrechungszeiten zuletzt sogar gesunken.
Stromknappheit wegen Frankreichs Problemen mit Atomreaktoren
Könnte das diesen Winter anders werden? Bei der Gasversorgung droht bereits ein akuter Engpass, weil Russland die Lieferungen drosselt. Und viel Strom aus Deutschland geht aktuell in das Nachbarland Frankreich, weil ein Großteil der Atomreaktoren dort derzeit vom Netz ist, aufgrund von Wartungsrückständen oder Sicherheitsmängeln.
Ist im kommenden Winter also neben Schwierigkeiten mit der Gasversorgung auch ein höheres Risiko von Stromausfällen zu erwarten? Auf diese BR-Anfrage antwortet eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums: "Die Versorgungssicherheit ist aktuell gewährleistet, wir müssen die Lage aber genau beobachten." Die Bundesregierung ergreife die nötigen Maßnahmen: Kohlekraftwerke aus der Reserve holen, Kohlevorräte anlegen, Erdgas aus anderen Quellen beschaffen, Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien ankurbeln.
Ähnlich äußert sich auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Die Energiewirtschaft stehe in engem Austausch mit der Bundesregierung und tue alles dafür, dass es nicht zu kritischen Situation in der Energieversorgung komme, so eine Sprecherin. Man treffe Vorsorge, damit es nicht zu einer Stromknappheit kommt, indem mit Kohlekraftwerken zusätzliche Stromerzeugungskapazitäten für den Markt zur Verfügung gestellt werden.
- Zum Artikel: "Ungleiche Gasversorgung hätte weitreichende Folgen"
Notstromaggregate für kritische Infrastruktur
Beim Thema Notstromaggregate sieht die BDEW-Sprecherin auf BR-Nachfrage wenig akuten Handlungsbedarf: "Bei Unternehmen und Einrichtungen der kritischen Infrastruktur, wie Krankenhäuser sowie Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger, sind ohnehin Notstromaggregate vorhanden."
Ausgangspunkt der Diskussion um Notstromaggregate war eine parlamentarische Anfrage des CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger. Der Gesundheitspolitiker hatte beim Bundeswirtschaftsministerium gefragt, ob Logistikdienstleister für Medikamente im Krisenfall mit bevorzugten Energielieferungen rechnen könnten. In der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums heißt es, bei Erdgas seien Dienste zur Gesundheitsversorgung besonders geschützt. Im Strombereich liege es in der Verantwortung der Betreiber kritischer Infrastruktur, sich gegebenenfalls mit Notstromaggregaten auszustatten. Krankenhäuser zum Beispiel verfügten in der Regel darüber.
In diesem Zusammenhang verweist das Bundeswirtschaftsministerium auf einen Leitfaden des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe aus dem Jahr 2019. Bereits damals erging die Empfehlung an Behörden und Unternehmen, sich mit Notstromaggregaten auszustatten, die den Weiterbetrieb vitaler Infrastruktur für 72 Stunden erlaubt.
Auch Privatleute sollen sich für möglichen Stromausfall wappnen
Auch für Privatleute empfehlen die amtlichen Katastrophenschützer bereits seit Jahren, sich auf einen möglichen Stromausfall vorzubereiten. Mit dem Ziel, dass der Haushalt im Ernstfall für einige Tage ohne Hilfe von außen auskommen könnte. Dabei geht es jedoch nicht in erster Linie um Notstromaggregate – sondern um Vorräte an Lebensmitteln, batteriebetriebene Lichtquellen, Radios und Campingkocher. Eine eigene Notstromversorgung für zuhause ist nach dem Leitfaden der Katastrophenschützer zwar erwägenswert, wäre aber auch teuer – vor allem, wenn sie auch für größere Stromverbraucher im Haushalt ausreichen soll.
Stromaggregate aus dem Baumarkt
Kleine Stromagreggate auf Benzin- oder Dieselbasis dagegen sind im Baumarkt schon für wenige hundert Euro zu haben. Hier geben die Katastrophenschützer jedoch zu bedenken, dass diese Geräte nur im Freien zulässig sind. Und dass in Kanistern im Keller nicht mehr als zehn Kilogramm Benzin gelagert werden dürfen.
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