"Hier handelt es das schlimmste Verbrechen gegen den Amazonas-Regenwald seit 1970", schimpft Randolphe Rodrigues, Senator aus dem Bundesstaat Amapá im Norden Brasiliens.
Doch alle Proteste von Umweltschützern und Oppositionspolitikern verhallten ungehört: Per Dekret hat Präsident Michel Temer ein riesiges Sperrgebiet nördlich des Amazonas für den Bergbau freigegeben. In dem noch unberührten Urwald-Gebiet ist ab jetzt der Abbau von Gold, Kupfer und Mangan erlaubt.
Große Bereiche unter Naturschutz
Das Gebiet, um das es geht, liegt in den Teilstaaten Pará und Amapá und ist mit 46.000 Quadratkilometern ungefähr so groß wie Niedersachsen. 1984 wurde diese Region zum Bergbau-Sperrgebiet erklärt. Nicht wegen des Umweltschutzes, sondern schlicht, um die Ressourcen vor dem Zugriff ausländischer Konzerne zu schützen.
Aber seitdem wurden 70 Prozent dieses Gebiets auch unter Naturschutz gestellt oder zum Territorium der Indigenen Völker erklärt. Nach Ansicht von Mauricio Voivodic, dem Vorsitzenden des WWF (World Wildlife Fund) in Brasilien ist das Sperrgebiet bis jetzt eine sehr gut geschützte Region Amazonien.
Sorge vor Zerstörung der Wälder
"Den Bergbau dort freizugeben, ist Besorgnis erregend, denn dadurch steigt der Druck auf dieses Gebiet", kritisiert deshalb der WWF. Voivodic befürchtet, dass sich dadurch die Entwicklung in anderen Teilen des Amazonasbeckens wiederholt - mit illegalen Landgeschäften, illegalen Besetzungen von staatlichem Land, verbotenem Holzeinschlag, Rodungen und noch mehr Goldsuchern.
Gegen Präsident Temer laufen mehrere Korruptionsverfahren, er muss um sein politisches Überleben kämpfen. Und dabei setzt er fest auf die Stimmen der Agrarfraktion und der Parteien, die von der Großindustrie unterstützt werden.