Vor gut einer Woche hat der Schulunterricht in der texanischen Kleinstadt Uvalde wieder begonnen. Die neunjährige Mehle, Viertklässlerin, schaut sich das neue Schulgebäude an. Ob sie sich sicher fühlt, wird sie gefragt:
"Nein, ich fühle mich nicht sicher"
Ihre Antwort lautet "Nein". Sie habe beim Rundgang keine Polizisten gesehen und der neue Zaun schaue dünn und leicht zu überwinden aus. Ihre Mutter erklärt gegenüber dem Radiosender NPR: "Es war sehr schwierig. Auch die Genesung ist schmerzhaft. Wir versuchen, in den Alltag zurückzufinden."
Mehli sei nicht mehr dieselbe seit der Schießerei. Es sei, als wäre sie erwachsen geworden, meint die Mutter.
Schule soll dem Erdboden gleich gemacht werden
Die Robb-Elementary School, die Grundschule, an der sich die Tat ereignet hat, soll nun abgerissen werden. Viele Eltern und Kinder trauen weder der Stadtverwaltung von Uvalde noch dem texanischen Staat. Als das Attentat am 24. Mai begann und der Täter sich in dem Klassenzimmer verschanzt hatte, da war Mehli gerade mit dem Schulbus angekommen. Ihr bester Freund Eliahan Torres wurde zur selben Zeit erschossen.
"Eliahan war oft im selben Bus", erzählt sie. Er habe die Pokemons geliebt. Er sei glücklich gewesen, sagt das neunjährige Kind. "Ziemlich oft. Und wir waren beste Freunde."
Überall Mängel und Versäumnisse
Mehli besucht dieses Jahr keine Schule. Sie nimmt am Online-Unterricht teil. Eine Untersuchung der Behörden hat ergeben: Die Schule war auf eine Massenschießerei nur unzureichend vorbereitet. So waren unter anderem die Türen nicht verschlossen. Der Zaun um das Gebäude war nur 1,50 Meter hoch.
Lomi Kriel hat für die Zeitung "Texas Tribune" das Massaker an den Kindern untersucht. Ihr Fazit: "Niemand hatte wirklich die Kontrolle." Niemand habe die Vorgesetzten gefragt, wer vor Ort das Sagen, wer das Kommando am Tatort habe. Und wenn es unklar war, hätten sie sich an den Chef der Schulpolizei wenden können und sagen sollen: "Hey, wir können jetzt übernehmen."
Polizei blieb offenbar untätig - 75 Minuten lang
Aber genau das ist offenbar nicht passiert. 19 Grundschülerinnen und Grundschüler sowie zwei Lehrerinnen konnte der Attentäter ermorden. Mindestens 74 Minuten lang wartete die Polizei vor dem Klassenzimmer, ehe sie es stürmte. Aus auch noch heute unerfindlichen Gründen.
Polizeichef von Uvalde wurde gefeuert
Der zögerliche Polizeichef der Stadt wurde mittlerweile vom Dienst suspendiert. Einige Polizisten hat man gefeuert. Aber wenn man nachfragt, ob sich etwas fundamental geändert habe, schütteln viele in Uvalde den Kopf. Weder auf bundesstaatlicher Ebene passierte etwas, noch im konservativ regierten Texas.
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