Bericht über Missbrauchsfälle in Bayern
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Bittere Zahlen: Die Missbrauchsstudie der Katholischen Kirche

3.677 Kinder und Jugendliche wurden in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg von katholischen Geistlichen sexuell missbraucht. Details der sogenannten MHG-Studie wurden heute in Fulda von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht.

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Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Sie haben mit Opfern gesprochen und mit Tätern, sie haben Strafakten und Personalakten analysiert und so eines der dunkelsten Kapitel der Kirchengeschichte offengelegt: 1.670 Priester und Diakone wurden zwischen 1946 und 2014 des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Das sind 4,4 Prozent des gesamten Klerus im Untersuchungszeitraum.

Zölibat als Risikofaktor für sexuellen Missbrauch

Die Täter haben psychischen Druck ausgeübt, Vorteile und Vergünstigungen versprochen und ihre Machtposition ausgenutzt - begünstigt durch ein hierarchisches System, in dem der geweihte Priester eine übergeordnete Position innehabe. Sexueller Missbrauch sei ein "extremer Auswuchs dieser Dominanz", heißt es in der Studie. Dass Priester ehelos leben müssen, stellt für die Forscher zumindest einen Risikofaktor dar. Denn der Anteil der in der Regel verheirateten Diakone unter den Tätern sei deutlich niedriger als der der Priester. Gerade bei unreifen Kandidaten könnte die Verpflichtung zum Zölibat "eine falsch verstandene Möglichkeit bieten", sich mit der eigenen Sexualität nicht auseinanderzusetzen zu müssen. Und die Vorgesetzten haben oft weggeschaut.

Nur wenige Missbrauchsfälle wurden strafrechtlich verfolgt

Es gebe Hinweise darauf, dass für die Untersuchungen relevante Personalakten oder andere Dokumente zu früheren Zeiten vernichtet oder manipuliert worden waren. In etwa einem Drittel der Fälle ließ sich nachweisen, dass gegen Beschuldigte ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet wurde. Ähnlich sieht es mit Strafanzeigen aus: In nur 37,7 Prozent der Fälle wurde die Justiz eingeschaltet.

Sexueller Missbrauch: Immer noch ein Tabuthema in der Kirche

Ein weiterer Befund der Wissenschaftler ist beunruhigend: Beim sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch katholische Geistliche handle es nicht um "eine in der Vergangenheit abgeschlossene und mittlerweile überwundene Thematik". Denn obwohl sich die katholische Kirche Richtlinien für die Missbrauchsprävention gegeben hat, wird deren Umsetzung in den Diözesen sehr unterschiedlich gehandhabt. Manche Bistümer haben nicht einmal feste Stellen für diese Arbeit vorgesehen. Entgegen der Leitlinien werden auch kirchliche Amtsträger als Missbrauchsbeauftragte eingesetzt und nicht unabhängige Experten.

Die Studie empfiehlt der katholischen Kirche eine "einheitliche und der Problematik angemessene Strategie" bei der Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs. Dazu zählt auch eine zentrale, von der Kirche unabhängige Anlaufstelle für Betroffene.