Einen gemeinsamen Empfang der Kommunion von Katholiken und Protestanten soll es künftig in Einzelfällen geben, wenn es um Ehepaare unterschiedlicher Konfessionen geht. "Hier ist ein Weg gefunden für Einzelfälle", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zum Abschluss der diesjährigen Frühjahrsvollversammlung in Ingolstadt.
Kompromissformel: Priester sollen in Zukunft entscheiden
Eine pastorale Handreichung werde in den kommenden Wochen fertiggestellt. Dann werde das Papier, das eine große Mehrheit der Bischöfe befürwortet habe, öffentlich vorgestellt. Die Kommunion dürfen bislang in der Regel nur Katholiken empfangen, nicht Protestanten. Marx betonte, dass es nicht um allgemeine Lösungen gehe. Angesichts der zahlreichen konfessionsverschiedenen Ehen in Deutschland gebe es jedoch oft ein Bedürfnis nach gemeinsamer Teilnahme an der Eucharistie.
Der Priester solle künftig im Einzelfall beurteilen, ob "der Glaube der katholischen Kirche" geteilt wird, so Marx weiter. "Dass man miteinander einen Weg geht, halte ich für einen positiven Fortschritt", sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz.
Kriterien für den gemeinsamen Empfang der Kommunion
Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hatte im März vergangenen Jahres zum Abschluss ihrer Frühjahrstagung in Bergisch Gladbach beschlossen, für konfessionsverschiedene Ehepartner Kriterien zu erarbeiten. Das ist möglich, weil die Entscheidung darüber in der Hand der örtlichen Bischofskonferenzen liege und unmissverständlich im Schreiben "amoris laetitia" von Papst Franziskus stehe, sagte Marx damals.
Protestanten sind vom Empfang der Kommunion zumeist ausgeschlossen. Katholischen Christen wiederum untersagt Rom bisher die Teilnahme am evangelischen Abendmahl, weil evangelische Pfarrer nicht gültig geweiht seien und daher die Sakramente nicht rechtmäßig verwalteten. Aus evangelischer Sicht sind andererseits alle getauften Christen zum Abendmahl zugelassen.