Bildrechte: dpa-Bildfunk/Bernd von Jutrczenka

Internetkonferenz re:publica 2018

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Bilanz der re:publica

500 Stunden Programm, 950 Vortragende aus aller Welt und ein Speakerinnenanteil von 48 Prozent: Die Internetkonferenz re:publica geht heute in Berlin zu Ende. Eine Bilanz von Eva Limmer

Schon das Motto „POP“ der diesjährigen re:publica zeigt die Bandbreite der Themen, die auf der dreitägigen Konferenz in Berlin diskutiert wurden. Das Motto kann auf vielfältige Weise gelesen werden. Popkultur - also die Mainstreamisierung des Netzes - steckt ebenso darin wie Populismus. Zudem können die drei Buchstaben auch für „Power of People“ stehen. Auch kann das Motto so interpretiert werden, dass Filterblasen zum Platzen gebracht werden sollen.

Promis: Chelsea Manning und Jan Böhmermann

Stargast war dieses Jahr die US-Whistleblowerin Chelsea Manning. Nach sieben Jahren Haft für die Weitergabe von knapp 500.000 geheimen Dokumenten über die Kriege im Irak und in Afghanistan sprach sie zum ersten Mal in Deutschland über ihre Erfahrungen und die Bedeutung von zivilem Ungehorsam. Manning appellierte an die Verantwortung von Programmierern, Algorithmen seien noch zu oft das Produkt von Ansichten und Vorurteile ihrer Macher. Sie sprach sich dafür aus zu bedenken, welchen Einfluss Technologien wie etwa künstliche Intelligenz auf die Gesellschaft habe.

Moderator Jan Böhmermann lud derweil zum Aktivismus sein. Auf der Netzkonferenz warb er per Skype für eine antipopulistische Troll-Armee. Es sei an der Zeit, der Debatte um Populismus im Netz und um sogenannte „Trolle“, die versuchen die öffentliche Debatte zu beeinflussen, Aktionen folgen zu lassen. Er lud zur Teilnahme an der Satireaktion „Reconquista Internet“ auf, die dem Hass im Netz „Liebe und Vernunft“ entgegensetzen soll, wie es auf dem Twitter-Profil zur Aktion heißt. Gestartet hatte Böhmermann die Aktion in seiner Sendung „Neo Magazin Royale“. Etwa 50.000 Menschen beteiligen sich bereits an dem Projekt.

Diskussionen: Künstliche Intelligenz und allmächtige Algorithmen

Eine große Zahl der Sessions und Panels auf der Konferenz beschäftigten sich dieses Jahr damit, wie Künstliche Intelligenz und Algorithmen in Zukunft genutzt werden sollen. Gestritten wurde zum Beispiel über die Frage, ob künstliche Intelligenz eine Bereicherung oder eine Bedrohung für die Gesellschaft ist. Die Medienwissenschaftlerin Danah Boyd veranschaulichte in ihrem Vortrag drastisch, wie Suchergebnisse Klischees reproduzieren: Wer nach "Baby" sucht, dem werden beispielsweise vor allem Fotos von weißen Säuglingen angezeigt. Auch die Politik hat das Thema erkannt. Justizministerin Katarina Barley (SPD), die am Freitag auf der re:publica über digitale Freiheitsrechte spricht, kritisiert Diskriminierung im Netz und fordert schon vor der Konferenz mehr Transparenz zur Funktionsweise der Algorithmen von Konzernen wie Facebook.

Kontroverse: Bundeswehr muss draußen bleiben

Für einen kleineren Eklat sorgte die Bundeswehr schon im Vorfeld der re:publica. Weil sie keinen Stand auf der Konferenz bekommen hatte, protestierte sie mit einer Werbeaktion vor dem Gelände. Die Initiatioren der re:publica wollten die Soldaten nicht in Uniformen teilnehmen lassen. Markus Beckedahl, re:publica-Mitbegründer, wirft der Bundeswehr Propaganda vor und distanzierte sich von der „Marketing-Aktion“. Die Bundeswehr dagegen hält den Veranstaltern vor, sich zwar Toleranz als Motto zu geben, nicht aber an der Wirklichkeit ausserhalb ihrer Filterblase interessiert zu sein.

Die Internetkonferenz re:publica wurde 2007 ins Leben gerufen. Dieses Jahr waren fast 9.000 Besucher vor Ort. Die re:publica ist Europas größte Digitalkonferenz.