Jedes Jahr steigt die Zahl der Menschen in Deutschland, die von Altersarmut betroffen sind. Und das gilt nach wie vor vor allem für Frauen. Laut einer aktuellen Studie der Bundesagentur für Arbeit ist jede dritte Frau, die gerade Vollzeit arbeitet, in Zukunft gefährdet, in Altersarmut zu geraten.
Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK machte dafür in der Münchner Runde im BR Fernsehen unter anderem die Arbeitgeber verantwortlich. "Viele Frauen arbeiten leider in Jobs, wo sie weniger verdienen." Dies habe zur Folge, dass Frauen häufiger zuhause blieben. Die Verantwortung dafür liege nicht nur bei den Frauen, sie sei auch bei den Männern, bei Arbeitgebern und bei denen, die dafür Verantwortung tragen, welcher Job eigentlich wie gut bezahlt würde. Außerdem führe die Kindererziehung bei Frauen häufig zu einem Karrierknick. "Verdienen Frauen das Gleiche wie Männer? Können Frauen auch mit Kindererziehung kombiniert in eine Führungsposition kommen? All das ist in Deutschland leider überhaupt nicht selbstverständlich", beklagte Bentele.
Bentele: Betreuungsmöglichkeiten müssen ausgebaut werden
In diesem Zusammenhang kritisierte Bentele die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf hierzulande. Beispiele wie Skandinavien würden zeigen, dass es auch anders geht, so die VdK-Präsidentin. Hier würden Frauen und Männer auch mit Kindern Karriere machen und die Betreuungsmöglichkeiten seien besser ausgebaut. Bei vielen Frauen in Deutschland würde hingegen mit der Kinderbetreuung die Karriere enden und dies, obwohl es mehr Universitätsabsolventinnen als Absolventen gebe. Aber: "Ein Selbstläufer wird das nicht", die Strukturen müssten verbessert werden, so Bentele. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg: "Ich glaube, dass kein Außenminister je so viel nach seinen Kindern gefragt wurde, wie unsere aktuelle Außenministerin." Dies, so Bentele, sage "viel aus".
"Fehlanreiz" Ehegattensplitting
Auch Grünen-Landesvorsitzende Eva Lettenbauer forderte in diesem Zusammenhang "Fehlanreize" wie etwa das Ehegattensplitting zu eliminieren und die Betreuungsinfrastruktur auszubauen. Zudem fordert sie zur Finanzierung der Maßnahmen gegen Altersarmut auch Menschen einzubeziehen, die bisher nicht in die gesetzlichen Rentenkassen einzahlen würden, wie beispielsweise Beamtinnen und Beamten.
CSU offen für Abschaffung des Ehegattensplittings
Thomas Huber, CSU-Sozialpolitiker, betonte ebenfalls, dass die CSU beim Thema Abschaffung des Ehegattensplittings "offen" sei: "Ich glaube, dass das Ehegattensplitting nicht mehr in die heutige Zeit passt", sagte der CSU-Politiker in der Münchner Runde. Der Mittelpunkt müsse vielmehr das Kind sein. Huber forderte, das Ehegattensplitting in ein Familiensplitting zu überführen.

Altersarmut (Symbolbild)
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