In der belarussischen Hauptstadt Minsk haben erneut Zehntausende Menschen gegen den seit über 26 Jahren autoritär regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko protestiert. Es gab auch wieder zahlreiche Festnahmen. Die Bereitschaftspolizei zog Demonstranten aus der Menge und zerrte sie zu Lieferwagen.
Belarussische Polizei setzt Tränengas und Blendgranaten ein
Die belarussische Menschenrechtsorganisation Wjasna erklärte, es habe am Sonntag im gesamten Land mindestens 53 Festnahmen gegeben. In Minsk wurden mehrere Metro-Stationen gesperrt, mobile Internetverbindungen waren gestört. In der Stadt Gomel setzte die Polizei Tränengas und Blendgranaten ein, um eine Demonstration aufzulösen, wie die Agentur Tass meldete.
Seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl am 9. August gehen die Belarussen jeden Sonntag zu Zehntausenden gegen den Machthaber Lukaschenko auf die Straße. Sie werfen ihm Wahlfälschung vor und fordern Neuwahlen. Nach ihrer Überzeugung war die inzwischen ins Exil geflohene Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja die wahre Siegerin der Wahl. Nach der quasi insgeheim erfolgten Vereidigung Lukaschenkos am vergangenen Mittwoch hatte die Opposition die Proteste diesmal als "Amtseinführung der wahren Präsidentin durch das Volk" deklariert.
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko bei seiner - quasi insgeheim erfolgten - Vereidigung. USA und EU erkennen seine Wahl nicht an
Macron zu Lukaschenko: "Es ist klar, dass er gehen muss"
Der französische Präsident Emmanuel Macron hält Lukaschenkos Zeit an der Staatsspitze von Belarus für abgelaufen. "Es ist klar, dass er gehen muss", sagte Macron der Zeitung "Journal du Dimanche". "Was in Belarus vor sich geht, ist eine Machtkrise, eine autoritäre Macht, welche die Logik der Demokratie nicht akzeptieren kann und sich mit Gewalt festklammert", sagte der französische Staatschef, der am Montag in die benachbarten Staaten Litauen und Lettland reist.
Zugleich äußerte Macron seine Bewunderung für den Mut der Demonstranten in Belarus. Auch die USA, die Bundesregierung und die EU erkennen ungeachtet seiner Vereidigung Lukaschenko als Präsidenten nicht an.
mit Material von reuters und afp
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