Wegen vermehrter Angriffe auf ihre Mitarbeiter will die Deutsche Bahn (DB) Maßnahmen ergreifen: Die Kundenbetreuer in Zügen sollen mit Bodycams ausgestattet werden. Seit Februar laufe ein Testeinsatz mit Kameras am Körper in der Schwarzwaldbahn, der auf weitere Regionen ausgeweitet werden solle.
Auch die Videoüberwachung an Bahnhöfen soll ausgeweitet werden. Aktuell betreibt die DB demnach etwa 9.000 Videokameras auf Bahnhöfen. Bis 2024 sollen es 11.000 sein. In den Innenräumen von fast drei Viertel aller Nahverkehrs- und S-Bahnzüge seien schon fast 50.000 Kameras installiert.
Bahn gibt 180 Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen aus
Zudem sei die DB bereits mit Aufgabenträgern und Ländern in Gesprächen, um möglichst eine flächendeckende Ausrüstung mit Sicherheitstechnik sowie mehr Sicherheitspersonal zu erreichen. Ein weiterer Fokus liege auf der besseren Ausbildung von Mitarbeitern im Kundenkontakt. Dazu gehörten Deeskalationstrainings. Diese Schulungen würden nun ausgeweitet.
Die Bahn gibt nach eigenen Angaben bislang mehr als 180 Millionen Euro jährlich für die Sicherheit von Reisenden und Mitarbeitenden aus. Täglich sind rund 4.300 Sicherheitskräfte des Unternehmens unterwegs. Sie arbeiten mit 5.500 Beamten der Bundespolizei zusammen.
Anstieg der Übergriffe liegt bei über 20 Prozent
2022 gab es nach DB-Angaben mit 3.138 Fällen rund 21 Prozent mehr Übergriffe auf Bahnmitarbeiter als im Jahr 2021. Damals nutzten jedoch aufgrund der Corona-Pandemie erheblich weniger Menschen die Züge (2021: 2.582 Fälle). Etwa 30 Prozent davon seien auf die Durchsetzung der Maskenpflicht zurückzuführen. Diese wurde nun im Februar deutschlandweit aufgehoben.
Weitere rund sieben Prozent der Fälle standen 2022 demnach im Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket, das im Juni, Juli und August jeweils als Monatskarte deutschlandweit für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) galt.
Mehr Angriffe auf Zugpersonal, Fahrer und Servicekräfte
Die Hälfte der Angriffe betraf den Angaben zufolge das Zugpersonal im Regionalverkehr. Auf DB-Sicherheitskräfte entfiel gut ein Drittel. Aber auch Berufsgruppen wie Busfahrer, Reinigungs- oder Servicekräfte am Bahnhof wurden Opfer von Angriffen. Dabei seien schwere Körperverletzungen mit sechs Prozent aller Übergriffe aber "die Ausnahme" gewesen.
Seit 2012 hatte die Gewalt gegen Bahnmitarbeiter jedes Jahr zugenommen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 nahm sie mit 2.558 Übergriffen im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent leicht ab. Nachdem 2022 die meisten behördlichen Corona-Schutzmaßnahmen weggefallen waren, waren die Reisendenzahlen im Jahresverlauf erheblich angestiegen. Seit dem Sommer waren sie nach DB-Angaben wieder auf Vor-Corona-Niveau, zum Teil lagen sie deutlich höher. Das "massive Nachholen von Veranstaltungen" und der wieder erstarkende Fußballreiseverkehr hätten zum Anstieg der Übergriffe beigetragen.
DB-Sicherheitschef stellt "erschreckende Respektlosigkeit" im Alltag fest
"Jede Form von Gewalt gegen unsere Mitarbeitenden ist inakzeptabel und verurteilen wir zutiefst", erklärte der Leiter der DB-Konzernsicherheit, Hans-Hilmar Rischke. "Wir werden die Angriffe weiter konsequent bekämpfen: mit besserer technischer Ausstattung, verbesserter Ausbildung und der konsequenten Anzeige jedes einzelnen Falls."
"Wie Polizeien, Feuerwehren und Rettungsdienste bekommen auch wir ein gesamtgesellschaftliches Problem zu spüren", sagte Rischke. "Respektlosigkeiten und Angriffe nehmen überall zu, in Parks, auf Straßen und Plätzen genauso, wie in unseren Bahnhöfen und Zügen. Das ist erschreckend und nicht hinnehmbar."
Mit Informationen von dpa und AFP
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