Als Sabrina Thomas vor zwölf Semestern an die Uni ging, war klar, dass ihre Eltern sie nicht finanziell unterstützen können. Sie beantragte Bafög, bekam eine Zusage und konnte sich erstmal auf ihr Wunschstudium konzentrieren: Erziehungswissenschaft und Kriminologie an der Uni Regensburg.
"Damals habe ich zuerst noch in einer Kellerwohnung, die recht günstig war, gewohnt und kam auch mit den Lebensmittelpreisen klar. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich mich neben dem Studium in meinem Fachbereich ehrenamtlich engagieren konnte, weil ich eben nicht arbeiten musste."
Arm trotz Bafög
Mittlerweile muss Sabrina nebenbei jobben. Denn alles ist teurer geworden. Außerdem bekommen ihre Eltern kein Kindergeld mehr, seit ihre Tochter 25 ist. Die Studentin muss trotz Bafög genau überlegen, was sie sich leisten kann. Denn in einer Stadt wie Regensburg reicht die finanzielle Unterstützung hinten und vorne nicht. Bislang ist beim Bafög ein Grundbedarf von 427 Euro angesetzt. Der soll jetzt um fünf Prozent steigen. Lone Grotheer vom Freien Zusammenschluss von Student*innenschaften geht das nicht weit genug. Die Erhöhung könne die Inflation nicht ausgleichen, so Grotheer. Außerdem liege der vorgesehene Höchstsatz von 809 Euro unter tausend Euro. "Das heißt, selbst wer Höchstsatz-Bafög bekommt, lebt noch in Armut."
Zahl der Bafög-Empfänger soll steigen
Der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, Matthias Anbuhl, schlägt vor, den Bedarfssatz um zehn Prozent anzuheben. Außerdem plädiert er dafür, die Finanzhilfen alle zwei Jahre an die Preisentwicklung anzupassen. Noch ist das nicht vorgesehen. Dafür steht im Gesetzentwurf, dass Bafög-Empfänger künftig etwas mehr dazu verdienen dürfen. Außerdem soll der Freibetrag auf das Elterneinkommen um 20 Prozent steigen.
Damit künftig noch mehr Studierende vom Bafög profitieren, soll die Altersgrenze deutlich nach oben geschraubt werden. Studierende sollen bis zum 45. Geburtstag profitieren dürfen. Diesen Schritt hält Matthias Anbuhl für längst überfällig. Manche Jugendliche würden erst eine Ausbildung machen, dann eine Zeit lang arbeiten und sich später für ein Studium entscheiden. Dazu passt, dass Studierende künftig ein Vermögen von bis zu 45.000 Euro besitzen dürfen. Bislang wurde bestraft, wer früh gespart hat.
Angst vor Schulden
Zwei Dinge sollen allerdings bleiben, wie sie sind. Zum einen soll das Bafög auch weiterhin zur Hälfte aus einem Darlehen bestehen, das die Studierenden zurückzahlen müssen. Das schrecke viele ab, so Lone Grotheer.
"Diese 10.000 Euro, die hören sich vielleicht für viele Menschen erst mal nicht viel an, die da maximal zurückgezahlt werden müssen. Wenn das niemand in meiner Familie vorher gemacht hat, dann ist das schon ein Schritt, der Angst macht."
Grotheer fände es richtig, die Darlehenssumme herunterzufahren. Noch ist davon im Gesetzentwurf keine Rede. Und auch an der Regelstudienzeit soll sich nichts verändern. Das stört Matthias Anbuhl, denn "ein Studium schaffen in der Regelstudienzeit nur etwa ein Drittel aller Studierenden."
Trotzdem sind Matthias Anbuhl und Lone Grotheer erstmal froh, dass die neue Regierung die Bafög-Reform anpackt. Beide hoffen, dass die Zahl der Anträge jetzt endlich wieder steigt und die Förderung für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland sorgt.
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