Ab und zu kommen mal ein paar Touristen vorbei, um einen Blick ins Willy-Brandt-Haus zu werfen. Aber was da drinnen wirklich vor sich geht, bekommt niemand zu sehen und auch nicht zu hören. Die Parteien halten sich an ihre Abmachung, nicht über Inhalte zu plaudern. Das blieb den ganzen Tag über so. Kein Tweet bei Twitter, wie sonst üblich, keine WhatsApp, kein Sterbenswörtchen!
Als SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil gegen 20.00 Uhr vor das Mikrofon trat, das extra für ihn aufgestellt worden war, war die Ausbeute für die wartenden Journalisten dünn.
"Wir sind in manchen Arbeitsgruppen weit vorangekommen, in anderen nicht so weit." Lars Klingbeil
Einzelheiten oder wenigstens Teilergebnisse wurden nicht verraten. Man hatte schließlich Vertraulichkeit verabredet.
Der neue Stil
"Wir befinden uns in einer neuen Zeit", sagte Klingbeil außerdem. "Und diese neue Zeit braucht eine neue Politik". Auch der Stil der Politik müsse sich ändern. Was genau er damit meinte, verriet er nicht. Vielleicht war das ja ein Hinweis, dass die künftige Regierungsarbeit nicht mehr allein einer Partei zugeordnet wird und die andere Partei dabei im Hintergrund verschwindet. Schon zwei Mal kam die SPD in einer Großen Koalition unter die Räder. Man darf gespannt bleiben, was der neue Stil am Ende tatsächlich ist.
Wie auch immer - der Verhandlungsstil der 39 Politiker in den 15 Arbeitsgruppen scheint gut gewesen zu sein. Gegenteiliges hat nämlich niemand behauptet. Die Bilanz des ersten Tages der Sondierungsgespräche mit anderen Worten: Es geht voran. Ab Montagmorgen, 9.00 Uhr, wird weiterverhandelt.
Große Aufgaben
Neben dem einvernehmlichen Schweigen um Inhalte ist am Sonntag aber noch etwas aufgefallen: Dass sie alle nichts unversucht lassen wollen, eine Große Koalition hinzubekommen. In den kommenden Tagen aber werden sie auch große politische Brocken beiseiteschieben müssen: den Familiennachzug, die Bürgerversicherung und mögliche Steuersenkungen. Das wird alles andere als einfach, sagen viele Beobachter in Berlin.