Die im Jahr 2018 eingerichteten Ankerzentren sind ein wichtiger Bestandteil der Flüchtlingspolitik von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Seiner Idee nach sollen Asylsuchende in den Zentren bleiben, bis sie einen Aufenthaltsstatus haben oder das Land verlassen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und den Ausländerbehörden sind in den Zentren vertreten, was die Verfahrensdauer eigentlich reduzieren sollte.
Linke sieht "desaströse Bilanz"
Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Jelpke, sieht dieses Ziel nicht erreicht und bezeichnete die überdurchschnittlich lange Verfahrensdauer als eine "desaströse Bilanz" für Seehofer. "Angeblich sollten Asylverfahren in sogenannten Ankerzentren erheblich schneller sein. Doch das Gegenteil ist richtig, wie sich jetzt zeigt", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die wahre Funktion der Zentren sei Abschreckung. Asylsuchende würden hier "auf engstem Raum zusammengepfercht" und so "von unabhängigen Beratungsstrukturen und der unterstützenden Zivilgesellschaft abgeschnitten".
Verfahren ziehen sich insgesamt länger hin
Insgesamt ist die durchschnittliche Dauer von Asylverfahren in diesem Jahr gestiegen, 2019 lag sie den Angaben zufolge noch bei 6,1 Monaten. Das Innenministerium begründete diese Entwicklung in erster Linie mit der Corona-Pandemie. So sei zwischenzeitlich die Zustellung von ablehnenden Bescheiden fast gänzlich eingestellt worden, weil während der Pandemie die Möglichkeiten der Antragstellenden begrenzt gewesen seien, gegen die Entscheidung vorzugehen. Zum anderen seien 2020 viele Altfälle abgeschlossen worden,was den Schnitt der Verfahrensdauer nach oben getrieben habe.
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