CDU-Parteigremien

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Merkel verjüngt Bundeskabinett

CDU-Chefin Merkel ist dem Ruf nach Verjüngung des Kabinetts gefolgt. Mit Jens Spahn holt sie einen ihrer schärfsten parteiinternen Kritiker an den Kabinettstisch. Der Schritt war offenbar nötig, um die Partei zu besänftigen. Von Anita Fünffinger

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Sie sei die einzige, die das 60. Lebensjahr überschritten habe, sagte Angela Merkel mit ihrem typisch verschmitzten Lächeln. Damit war für die CDU-Chefin alles gesagt. Die Diskussionen über eine Verjüngung des Kabinetts beendete sie als Älteste der künftigen CDU-Kabinettsmitglieder somit selbst. Zwei junge Frauen, zwei junge Männer, zwei Altbekannte und kein Ostdeutscher außer der Kanzlerin sollen künftig für die CDU im Kabinett sitzen.

Mit Spahn sitzt ein Merkel-Kritiker am Kabinettstisch

An dem ehrgeizigen 37-jährigen Politiker führte offenbar kein Weg mehr vorbei. Lange konnte die CDU-Chefin einen ihrer schärfsten Kritiker in der Partei von höheren Ämtern fern halten. Jetzt aber wird der derzeitige Staatssekretär im Bundesfinanzministerium neuer Bundesgesundheitsminister. Spahn kennt sich in dem Thema aus. Er war viele Jahre gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. Auf Spahns häufige Kritik an ihrer Politik angesprochen, reagierte Angela Merkel in ihrer gewohnt gelassenen Art.

"Da brauchte ich keine besondere Gesprächsführung zu betreiben. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es uns um die Sache geht." Angela Merkel

Julia Klöckner darf zurück nach Berlin

Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin hat ihre Ambitionen auf ein Ministeramt in Berlin zuletzt nur schwer verbergen können. Klar war nur, dass sie in ihrer Heimat auf mittlere Sicht keine weitere Karriere mehr macht. Dort wird erst 2021 wieder ein neuer Landtag gewählt. Bei den vorangegangen Wahlen war Klöckner zweimal krachend an den SPD-Kandidaten gescheitert. Künftig soll sie das Ministerium führen, in dem sie von 2009 bis 2011 bereits parlamentarische Staatssekretärin war: das Bundesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Neue Gesichter mit Anja Karliczek und Helge Braun

Für eine Überraschung sorgte die Nominierung von Anja Karliczek als künftige Bundesbildungsministerin. Karliczek sitzt seit 2013 im Bundestag und ist erst seit Januar parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion. Die Hotelmanagerin aus dem nordrhein-westfälischen Ibbenbüren ist keine typische Wissenschaftlerin, die sonst in diesem Amt gerne besetzt werden. Dafür hat die 46-Jährige laut Angela Merkel ganz andere Qualitäten:

"Sie hat eine beachtliche Biographie. Sie hat mit drei Kindern im Fernstudium Betriebswissenschaften studiert. Das ist eine große Anstrengung und zeugt von großem Willen." Angela Merkel

Neuer Kanzleramtsminister wird Helge Braun. Er arbeitet bereits als Staatsminister im Bundeskanzleramt und ist somit in die engsten Zirkel dort eingeweiht. Seine Benennung war für Insider nicht überraschend, der 45-jährige Hesse spielte bereits bei den Koalitionsverhandlungen eine tragende Rolle.

Peter Altmaier und Ursula von der Leyen bleiben im Kabinett

Peter Altmaier wird Minister für Wirtschaft und Energie. Nachdem die CDU das Finanzministerium nicht mehr besetzen wird - der Posten geht an die SPD - soll Altmaier die Neuausrichtung der sozialen Marktwirtschaft vorantreiben. Merkel nannte das "Ministerium von Ludwig Erhard ein ganz wichtiges Ressort".

Für Kontinuität soll Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sorgen. Angela Merkel sagte, jeder wisse, dass das Ressort als "nicht ganz einfach zu bewerkstelligen" sei. Das Amt sei öffentlich negativ charakterisiert worden, so Merkel, die von der Leyen gegen alle Kritiker in Schutz nahm. "Sie wird meine ganze Unterstützung haben."

Abschied von Hermann Gröhe "schmerzlich"

Wie bereits beim scheidenden Bundesinnenminister Thomas de Maizière nannte Merkel auch das Ausscheiden von Gesundheitsminister Hermann Gröhe "schmerzlich“. Gleichzeitig machte sie auch deutlich, wie solche Abschiede dann wohl aussehen. "Ich gehöre zu den Menschen, die relativ schnell zum Punkt kommen.“