Wieder ein bis an den Rand gefüllter Altkleidercontainer - als Werner Hoch ihn aufsperrt, purzelt ihm alles entgegen. So etwas hat er in seiner bisherigen Laufbahn als Sammlerfahrer nicht erlebt. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie quellen die Altkleidercontainer über.
Eigentlich gehören hier nur noch brauchbare Kleider und Schuhe hinein, aber derzeit wird der Müllanteil immer größer: Radkappen, Ziegelsteine, Hausmüll. Doch immerhin ist der Lkw schnell voll: normalerweise bares Geld für Recyclingunternehmen wie die Lorenz Wittmann GmbH in Geisenhausen.
Weniger Absatzmärkte für Wiederverwertung
In den riesigen Hallen der Firma stapeln sich die Säcke mit Altkleidern bis unters Dach. Die Absatzmärkte bei der Wiederverwertung von Altkleidern sind eingebrochen, sagt Geschäftsführer Martin Wittmann, zugleich Vizepräsident des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung in Deutschland.
Hinzu kommt, dass immer mehr fast neue, aber minderwertige Kleidung von Billigmodeketten in den Containern landen. Nach einer Marktanalyse des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe wechseln Modeketten wie Zara und H&M ihre Kollektion in einem Jahr bis zu 24 mal. Martin Wittmann sieht auch die Textilindustrie in der Verantwortung für die Produktqualität.
Recycling finanziell nicht mehr attraktiv
Wenn sich hier nichts verändert, werden die Müllberge auch durch billige Altkleider weiterwachsen und die Firmen für Textilrecycling verschwinden. Erste Unternehmen haben bereits damit begonnen, ihre Altkleidercontainer aus Dörfern und Städten abzuziehen, weil sie die Entsorgung der wachsenden Müllberge mit der Erlösen aus dem Recycling nicht mehr bezahlen können.
Die Müllberge mit Altkleidern stapeln sich in den Recyclingfirmen.
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