Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge hat das Bundesamt für Steuern Ende Juli einen entsprechenden Bescheid für den Zeitraum von Frühjahr 2014 bis Ende 2015 erlassen. Ohne die Summe zu bestätigen, sprach ein ADAC-Sprecher von einer Nachforderung "in zweistelliger Millionenhöhe", die der Automobilclub "fristgerecht bezahlt" habe. Steuerprüfer hatten zuvor moniert, dass der ADAC seinen Mitgliedern über deren Beiträge zwar Versicherungsleistungen etwa für Unfall- und Pannenhilfe verkauft, darauf jedoch - anders als herkömmliche Versicherer - in der Vergangenheit keine Steuern bezahlt hat.
Ende der "Großzügigkeit"
Der "SZ" zufolge profitierte der ADAC von einer jahrzehntelangen "Großzügigkeit" der bayerischen Finanzbehörden. Sie bewerteten die ADAC-Leistungen bei der Straßenwacht, der Pannenhilfe und bei Tierkollisionen als steuerlich nicht relevant. Das seit 2010 zuständige Bundeszentralamt für Steuern bewertete dies jedoch anders. Nun stehen dem ADAC offenbar auch für 2016 und 2017 Nachzahlungen bevor, mutmaßlich muss der Automobilclub künftig jedes Jahr Versicherungssteuer im mittleren zweistelligen Millionenbereich bezahlen. Es gebe da aber noch "keine verbindliche Auskunft" seitens des Bundeszentralamts, hieß es. Sicher ist nur, dass der ADAC wegen Vertrauensschutz für die Zeit vor 2014 nichts nachzahlen muss.
Defizit und Stellenstreichungen
2016 hat der ADAC den Berichten zufolge ein Defizit eingefahren. Der Verein nahm knapp 1,2 Milliarden Euro ein, von denen 443 Millionen Euro an die 18 Regionalklubs flossen. Nach Abzug weiterer Ausgaben blieben beim ADAC e.V. knapp 490 Millionen Euro hängen. Zugleich kosteten Hilfsleistungen für havarierte Autofahrer und der Mitgliederservice gut 400 Millionen Euro. Hinzu kamen weitere Ausgaben, etwa für Verbraucherinformation. Unter dem Strich stand so ein Defizit von 327.000 Euro. Bis 2020 will der größte Automobilclub Europas 170 Millionen Euro einsparen und bis zu 400 der 2.500 Stellen in seiner Münchner Zentrale streichen.