Augsburg, Stadtbücherei: Die Bestsellerautorin Birgit Kelle, CDU-Mitglied, spricht und diskutiert Ende Januar vor vollbesetzten Reihen. Veranstalter ist der CSU Ortsverband Inningen.
Gegen Gender Mainstreaming
Thema: „Gender GAGA –wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will.“ So heißt auch Kelles vorletztes Buch, ihr jüngstes „Muttertier.“
Kelle rechnet mit Feminismus und sogenanntem Gender Mainstreaming ab. Selbst sieht sie sich als Frauenrechtlerin, die sich aber für diejenigen stark macht, die z.B. ihre Kinder nicht in Fremdbetreuung geben wollen:
"Heute kümmert sich die Geschlechterpolitik um die Rechte von Transmenschen und Intersexuellen. Und die ganz normale Durchschnittsfrau ist völlig ins Abseits geraten." Birgit Kelle
Die "normale Durchschnittsfrau" unterstützen
Kelles Zuhörer fühlen sich sichtlich aufgewertet, wenn Worte wie Heimat, Familie und Normalität fallen. CSU-Mitglied Gerhard Schmid, der die Veranstaltung moderiert, war selbst einmal 68 Revoluzzer, Anführer der Studentenproteste in Augsburg. Heute beklagt er, würde eine Mehrheit von einer Minderheit beherrscht, z.B. beim Thema „Ehe für alle“. Schmid setzt deshalb auf eine Revolution von rechts und hofft auf mehr „Demokratie von unten.“
Neu rechte Ideen vom Rittergut
Schnellroda, Sachsen-Anhalt. Das kleine, idyllische Dorf südwestlich von Halle ist der Hotspot der nationalrevolutionären Bewegung.
Von seinem Rittergut Schnellroda aus liefert der Verleger, Aktivist und neu rechte Impresario Götz Kubitschek via Blog, Vereinen und Zeitschriften die maßgeblichen Ideen und Impulse für die gesamte Szene, auch für die AfD.
Er steht dem rechtsextremen Flügel der AfD um Björn Höcke und der Identitären Bewegung nahe, trat bei Pegida als Hauptredner auf.
Im Rittergut befinden sich der Antaios -Verlag, den Kubitschek zusammen mit seiner Frau Ellen Kositza leitet, und das IfS, Institut für Staatspolitik. Zwei Mal im Jahr finden Akademien statt. Kürzlich: „Wirtschaft – Hegung und Entgrenzung“.
Jeweils 150 junge Leute, oft Burschenschaftler aus dem Westen, nehmen teil. AfD-Bundestags- oder Landtagsabgeordnete brauchen ideologisch loyale Mitarbeiter.
Ziel ist ein autoritärer Staat
Kubitschek, 48, durch und durch Romantiker, schwärmt davon, dass er und seine Familie mit eigenem Wasser, Ziegen und Holzöfen nahezu autark seien. Auf die Frage, warum so viele Rechtsintellektuelle wie er in den Osten gezogen sind, antwortet er:
"Weil es hier weder diese massive Überfremdung gibt, die es im Westen gibt. Zum zweiten weil die Menschen hier den Mut zum Widerstand haben." Götz Kubitschek
Kubitscheks Ideologie basiert auf den Nationalkonservativen der Weimarer Zeit, speist sich aber auch aus der französischen Neuen Rechten und dem Ethnopluralismus.
Er und seine Mitstreiter kopieren Methoden der 68er: ein klares Feindbild, die Macht der Straße sowie gezielte Provokationen. Ziel ist ein autoritärer Nationalstaat mit einem möglichst homogenen „Wir“-Volk. Kubitschek sieht die Gesellschaft und ihre Werte bereits mitten in einer „tektonischen Verschiebung“. Aber seiner Meinung nach, gibt es noch viele Aufgaben.
"Der Ausbau eigener Medien, Schlagkraft, Kampagnenfähigkeit, überhaupt Massenerreichbarkeit ist etwas ganz, ganz wichtiges. Da geht der AfD-Newsroom im Bundestag in diese Richtung." Götz Kubitschek im BR-Interview
Dass die AfD in Sachsen nach der nächsten Wahl 2019 stärkste Kraft im Landtag wird, hält er für ziemlich sicher.
Widerstand gegen das System ist sein Lebenselixier
Bernd Grimmer, 66, ist der AfD-Stimmenkönig von Pforzheim. Er gewann bei der baden-württembergischen Landtagswahl mit 24.2 % ein Direktmandat.
In Pforzheim zeigt er der BR-Reporterin die Überwachungskameras in einer Unterführung, für die er sich stark gemacht hat. Auch beim Stammtisch der Pforzheimer AfD wird viel von einer Bedrohung der Sicherheit und Ordnung gesprochen. Auch sehen manche AfD-Mitglieder die Demokratie in Gefahr. Der promovierte Volkswirt Grimmer fing eigentlich eher links an, bei einer kleinen radikaldemokratischen Partei. Später gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Bundes-Grünen. Die hat er längst verlassen. Widerstand gegen das jeweilige System ist Grimmers Lebenselixier geblieben. Er ist voller Wut auf das „versiffte links-rot-grüne 68er Deutschland“ wie AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen es formulierte.
"Recht und Ordnung ist in hohem Maße zerstört. Da löst sich der Staat auf, da haben Sie quasi eine Vorbürgerkriegssituation." AfD-Abgeordneter Bernd Grimmer.
Regeln und Respekt den Kindern beibringen"
Für einen Marsch durch die Institutionen sieht Grimmer allerdings keine Zeit mehr.
"Wenn wir 20 oder 30 Jahre in die Zukunft schauen, dann ist wahrscheinlich das eine oder andere Bundesland zum Kalifat umfunktioniert. Das zwingt uns auf eine andere Strategie zu fahren als damals, nämlich die rein parlamentarische." AfD-Abgeordneter Bernd Grimmer
Auch sein Ziel ist eine autoritäre Gesellschaft, „Ich sage mal amerikanische Polizei, weil die eben mit dem Knüppel draufhauen. Regeln und Respekt und das den Kindern beibringen.“