16.12.2022, Berlin: Ein Feuerwehrmann begutachtet Trümmer in einem Hotel an der Karl-Liebknecht-Straße. In dem Hotel war ein riesiges Aquarium leck geschlagen. Wasser strömte bis auf die Straße. Foto: Christoph Soeder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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16 Meter hohes Aquarium in Berliner Hotel geplatzt

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16 Meter hohes Aquarium in Berliner Hotel geplatzt

Im Berliner "DomAquarée"-Hotel ist ein riesiges 16 Meter-Aquarium geplatzt. Eine Million Liter Salzwasser sind ausgetreten und haben eine Spur der Verwüstung hinterlassen. An die 1.500 tropischen Fische sind tot, zwei Menschen wurden leicht verletzt.

Das so genannte "AquaDom"-Aquarium eines Berliner Hotels ist in der Nacht geplatzt. Es trete massiv Wasser aus, twitterte die Polizei am Freitagmorgen. "Es fließt auf die Straße." Laut Feuerwehr sind aus dem 11,5 Meter breiten Zylinder eine Million Liter Wasser ausgetreten - also 1.000 Kubikmeter Wasser mit einem Gewicht von 1.000 Tonnen. Das Gebäude sei stark beschädigt und das Erdgeschoss liege in Trümmern.

"Es ist ein regelrechter Tsunami, der sich hier ergossen hat", sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), als sie sich am Vormittag ein Bild von der Lage machte. Berlin habe aber großes Glück gehabt: "Wenn das Ganze nur eine Stunde später passiert wäre, dann müssten wir über furchtbare menschliche Schäden berichten."

Suchhunde, Drohnen und ein Polizeihubschrauber

Bei der Feuerwehr ging um 5.43 Uhr der Alarm eines automatischen Feuermelders in dem Hotel in der Nähe des Alexanderplatzes ein. Teile der Fassade des Hotels, in dem sich das 26 Grad warme Salzwasser-Aquarium befand, seien auf die Straße geflogen. Auch das benachbarte DDR-Museum wurde vond em Wasserschaden in Mitleidenschaft gezogen.

Feuerwehr und Polizei waren zeitweise mit je 100 Einsatzkräften im Einsatz - mit Suchhunden, Drohnen und einem Polizeihubschrauber, der Bilder von der Einsatzstelle machte.

16 Meter hohes Aquarium in Berliner Hotel geplatzt
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16 Meter hohes Aquarium in Berliner Hotel geplatzt

Aquarium schlagartig und vollständig geplatzt

Nach Angaben der Feuerwehr wurde der Riesenbehälter mit einer Million Liter Wasser sehr schnell zerstört: "Wenn das Aquarium defekt ist, dann platzt das schlagartig", sagte ein Feuerwehrsprecher. "Das ist nicht ein kleiner Riss, aus dem das Wasser austritt, sondern das komplette Aquarium ist schlagartig geplatzt."

Die Polizei sprach von einem sehr lauten Geräusch oder einem Knall, der zu hören war. Bauingenieure und das Technische Hilfswerk (THW) würden nun prüfen, ob das Gebäude gesperrt bleiben müsse. Danach könnten erste Aufräumarbeiten beginnen. Der Bereich um den Ereignisort sei außerdem weiträumig abgesperrt worden.

Fast alle 1.500 Fische tot

Bis auf wenige Ausnahmen sind alle 1.500 tropischen Fische von über 100 verschiedenen Arten aus dem geplatzten Riesenaquarium, das Teil des Sealife Berlin ist tot. Inzwischen hat die Berliner Feuerwehr nach eigenen Angaben noch einige Dutzend Fische im unteren Bereich des zerborstenen Gefäßes lebend aufgefunden.

Die Tierschutzorganisation Peta will rechtlich gegen die Verantwortlichen vorgehen. "Wir werden Strafanzeige gegen die Verantwortlichen erstatten, weil hier offenbar fahrlässig mit dem Leben von rund 1.500 Fischen umgegangen wurde", teilte ein Sprecher der Organisation am Freitag mit. Die Zerstörung des Aquariums sei eine "riesengroße, menschengemachte Tragödie". Es dürfe nicht wieder aufgebaut werden.

Zwei leicht Verletzte und keine Vermissten

Zwei Menschen wurden nach Polizeiangaben durch Glassplitter leicht verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Ob es sich bei den ihnen um Angestellte des Hotels, in dem sich das Aquarium befand, handelte, oder um Hotelgäste, war zunächst nicht bekannt.

In den Trümmern wurde auch mit Spürhunden nach Menschen gesucht. Es wurde jedoch niemand gefunden, wie die Feuerwehr anschließend bekannt gab. Auch eine Drohne setzten die Helfer ein, um einen besseren Überblick zu gewinnen. Mit einer an der Drohne angebrachten Wärmebildkamera hätten zudem Menschen unter den Trümmern gefunden werden können. Einem Sprecher vor Ort zufolge wurde jedoch niemand vermisst.

Wegen der schweren Beschädigungen mussten auch die Gäste des Hotels das Gebäude verlassen, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte. Etwa 300 Personen befanden sich noch in dem Hotel. Sie wurden in Sicherheit gebracht und laut Polizei wegen der eisigen Temperaturen in Wärmebussen versorgt , um anschließend in anderen Hotels untergebracht zu werden.

Materialermüdung als Ursache?

Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag gab es laut Polizei zunächst nicht. Stattdessen wird eine Materialermüdung vermutet. "Die Ermittlungen zur Ursache sind natürlich noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuten jedoch aus eine Materialermüdung", sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD).

Der Aquarien-Hersteller Florian Schuran hält ein Materialversagen als Ursache für das Platzen des Berliner Riesenaquariums für gut möglich: "Das Becken ist, glaub' ich, jetzt 18 Jahre alt, besteht aus mehreren Klebenähten und das sind dann immer die Schwachstellen, die in dem Falle versagen können", sagte der Geschäftsführer der Firma New Wave aus Wassenberg (Nordrhein-Westfalen). Den Aquadom hat Schurans Unternehmen nicht gebaut.

Ein Aquarienbauer und Großhändler von Zierfischen aus dem oberfränkischen Sonnefeld, hält Materialermüdiung als Ursache für fraglich. Selbst große Aquarien in Zoos mit mehreren Millionen Litern Inhalt seien eigentlich sicher, so Bernd Schmölzing: "Die halten das schon aus. Die halten ja jahrzehntelang. Und was da passiert ist, das ist fast unerklärlich – also ist für mich nicht zu verstehen."

Die großen Aquarien stünden unter ständiger Beobachtung – auch um den Tierbestand zu schützen. Eine technische Aufsicht wie etwa den TÜV gebe es aber seines Wissens nicht.

Eigentümer des Aquariums: "Glück im Unglück"

Die Eigentümerfirma des zerstörten Großaquariums Aquadom in Berlin hat sich "bestürzt über das Unglück" gezeigt. "Wir bedauern sehr, dass ein großer Teil der im Aquadom art- und tierschutzgerecht gehaltenen Fische durch die starke Zerstörung des Acryl-Zylinders und das Auslaufen des Wassers verendet sind", hieß es in einer Mitteilung.

Der Grund für das Zerbersten des riesigen Zylinders voller Wasser sei noch "völlig unklar", sagte der Sprecher der Firma Union Investment, Fabian Hellbusch, am Freitag. Man müsse auch von "Glück im Unglück" sprechen, wenn man bedenke, was alles hätte passieren können.

2019 und 2020 habe es Bauarbeiten und eine Generalüberholung des Aquadoms gegeben. Nach einer Coronapause wurde das Aquarium 2022 wieder eröffnet. Zur Höhe des Schadens könne man noch nichts sagen, so der Sprecher. Der Bau soll vor knapp 20 Jahren nach damaligen Mitteilungen und Berichten knapp 13 Millionen Euro gekostet haben.

Früher geplatzte Aquarien

Auch in der Vergangenheit waren zuweilen Aquarien geplatzt - wenn auch nicht so riesige wie jetzt in Berlin. Im Dezember 2012 etwa riss das mehrere Zentimeter dicke Glas eines Open-Air-Haifischbeckens in einem Einkaufszentrum im chinesischen Shanghai. Verletzt wurden 16 Menschen. Ursache war wohl eine Kombination aus Minustemperaturen, warmem Wasser und schwachem Material.

Im Februar 1997 barst Medien zufolge ein Haifisch-Tank im Sydney Aquarium und verletzte mindestens eine Frau. Experten kritisierten, das Glas sei zu dünn gewesen.

Eine Spur der Verwüstung haben die eine Million Liter Salzwasser aus dem geplatzten Riesenaquarium in Berlin hinterlassen. Das Wasser strömte bis auf die Straße hinaus.
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"AquaDom" Teil des Berliner Sea Life

In dem Gebäudekomplex namens DomAquarée befindet sich das Großaquarium Sea Life Berlin und eben der jetzt zerstörte "AquaDom" mit 1.500 tropischen Fischen, eine vielen Touristen bekannte Attraktion in Berlin. Wie es im DomAquarée-Internetauftritt heißt, war der "AquaDom" das "größte freistehende zylindrische Aquarium der Welt" und sei bis Sommer 2020 umfassend modernisiert und erst nach dem Ende der Coronabeschränkungen in diesem Juni wiedereröffnet worden.

Das Sealife besteht aus über 30 Aquarien und Becken mit Fischen im Erdgeschoss der anderen Seite des Gebäudes. Durch einen Tunnel können Besucher etwa durch ein großes Aquarium mit Haien und Rochen hindurchlaufen. Am Ende des Rundgangs erreichte man dann schließlich den Aquadom, in dessen Mitte sich ein Aufzug für Besucher befand. Der Bau soll vor knapp 20 Jahren nach damaligen Mitteilungen und Berichten knapp 13 Millionen Euro gekostet haben.

Das Unternehmen Sea Life hat sich "bestürzt" über die Zerstörung des Großaquariums geäußert. Sea Life rief dazu auf, von Spekulationen abzusehen, "bis die Hintergründe des Unglücks geklärt sind".

Rettung von Fischen anderer Becken im Keller

Inzwischen hat die Berliner Feuerwehr nach eigenen Angaben mit der Rettung von Fischen begonnen, die sich in Gefäßen im Keller des betroffenen Gebäudes befinden. Diese werden in die benachbarte Unterwasserwelt Sealife gebracht, sagte der Feuerwehrsprecher James Klein am frühen Freitagnachmittag.

Laut Almut Neumann, der Umweltstadträtin von Berlin-Mitte, befanden sich nämlich etwa 400 bis 500 kleinere Fische in Aquarien unter der Lobby, in dem der zerstörte "Aquadom" war. Die Gefäße waren nach dem Platzen des AquaDoms nicht mit Strom versorgt. "Das ist ein Problem. Die Fische in den Aquarien brauchen Strom für die Sauerstoffzufuhr."

(MIt Informationen von dpa und AFP)

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