Dem Blutbad mit mehr als 2.700 Verletzten war die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem vorangegangen. Für den Tod der Demonstranten - die folgenschwerste Eskalation seit dem Gazakrieg 2014 - wurde zwar überwiegend die Hamas verantwortlich gemacht, aber auch an den USA regte sich Kritik.
Während der palästinensische UN-Botschafter den Sicherheitsrat aufforderte, die Tötungen zu verurteilen, drang dagegen Israels Botschafter auf eine Verurteilung der radikal-islamischen Hamas. Die Gruppe regiere im Gazastreifen und habe die Proteste angeführt. Die USA lehnten eine unabhängige Untersuchung der Konfrontationen ab.
Erekat: USA nun "Teil des Problems"
Ungeachtet der internationalen Reaktion und der Zahl der Toten sprach US-Präsident Donald Trump von einem "großen Tag für Israel". Er betonte den Wunsch der USA, weiterhin Vermittler im Nahostkonflikt sein zu wollen. Der palästinensische Unterhändler Saeb Erekat reagierte indes mit Ablehnung auf die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem. Washington sei "nicht länger Partner und Vermittler". Die Vereinigten Staaten seien "Teil des Problems" geworden und nicht der Lösung: "Trumps Regierung ist das größte Problem."
Erekat kündigte zudem an, dass der palästinensische Präsident Mahmud Abbas und die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO Israel Kriegsverbrechen vorwerfen und das Nachbarland deshalb vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen wollten. Auch aus Ankara gab es scharfe Einwände. Die türkische Botschaft in Washington erklärte, deren Botschafter sei aus Protest in die Heimat abgezogen worden. Zudem berief die Türkei ihren Botschafter in Israel für Konsultationen zurück. Die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem sei "juristisch null und nichtig", teilte das türkische Außenministerium mit. Sie missachte die legitimen Rechte des palästinensischen Volkes. Die tödliche Gewalt wurde als "Massaker" und "Völkermord" verurteilt.
Israel hatte vor den von der Hamas organisierten Massenprotesten gewarnt, es werde um jeden Preis seine Grenze verteidigen. Zusätzliche Einheiten waren an die Grenze verlegt worden und die Soldaten hatten Schießbefehl, sollten Palästinenser versuchen, die Grenzanlagen zu durchbrechen.
Tage der Trauer begonnen
Im Gazastreifen und dem Westjordanland begannen unterdessen drei Tage der Trauer. Für heute rief Palästinenserpräsident Mahmud Abbas einen Generalstreik aus, zudem gedenken die Palästinenser am Nakba-Tag traditionell der Vertreibung und Flucht Hunderttausender im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948.