Die tiefe gesellschaftliche Verunsicherung infolge der Flüchtlingskrise hat das Ergebnis von CDU und CSU vermutlich maßgeblich beeinflusst. FDP und AfD grenzten sich vor der Wahl stark ab von Merkels Kurs, sie dürften damit der Union Wähler weggezogen haben. Nichtsdestotrotz kam gerade im Vergleich zur SPD das hohe persönliche Ansehen der Kanzlerin der Union zugute. Sie schlug SPD-Kandidat Martin Schulz in allen wichtigen Feldern (Kompetenz, Glaubwürdigkeit, Sympathie, Führungsstärke, außenpolitisches Können), nur bei der Bürgernähe wird Schulz besser bewertet. Generell schneidet die Union in den meisten Kompetenzfeldern besser ab als die Sozialdemokraten – sie konnte inhaltlich und personell von der gemeinsamen Regierungszeit viel stärker profitieren. Auch in Bereichen, in denen sonst eher der SPD als sehr stark eingestuft wird (Schulpolitik, Altersvorsorge, Gesundheit) hielt die Union diesmal weitgehend mit. Trotzdem war wohl die Asylpolitik wohl diesmal entscheidend - zum Nachteil von CDU und CSU. Mehr als eine Million Unionswähler von 2013 sind zur AfD abgewandert. Und das Ergebnis der CSU? Mit 38,5 Prozent liegt das aus Sicht der CSU irgendwo zwischen "Watschn" und "Katastrophe".
Differenzen mit CSU womöglich entscheidend
Der Streit um die Obergrenze könnte sich zudem negativ ausgewirkt haben. Zumindest sagen zwei von drei Befragten meinen, dass CDU und CSU nicht mehr so gut zusammenpassen wie früher. Fazit: Dass die Union ihr starkes Ergebnis von 2013 (41,5 Prozent) nicht wiederholen konnte, dürfte weniger an der Großen Koalition, sondern größtenteils an Merkels Asylpolitik gelegen haben. Auf der anderen Seite ist unklar, wie ein Ergebnis ohne Merkel ausgesehen hätte. Immerhin noch jeder zweite Deutsche hat vor der Wahl gesagt: Das wichtigste Argument, die Union zu wählen, ist Angela Merkel.