Sieben Kandidaten treten gegen Wladimir Putin an. An seinem Sieg besteht trotzdem kein Zweifel. Vielmehr geht es im Kreml um die Frage, mit welchem Stimmenanteil Putin gewinnen wird. In Moskau wünsche man sich eine hohe Wahlbeteiligung von über 70 Prozent der Stimmen, heißt es. Auch in Bayern wählen viele Russen morgen ihren Präsidenten.
Putin als Held des Friedens in Tschetschenien
Jeden Morgen informiert sich Julia Vorotnikova im Netz – sie liest "Russia Today“ – den Putin-Sender, wie Kritiker sagen. Julia arbeitet für ein internationales Unternehmen in München. Beruflich ist sie viel unterwegs. Einmal im Jahr fährt sie zu ihrer Familie nach Russland. Julia ist Anfang 40. Sie wurde in Oblutsche geboren - im Osten Russlands an der chinesischen Grenze. Sie studierte in der Ukraine und kam 2007 nach München. Für Politik hat sie sich nie interessiert, sagt Julia. Doch jetzt wird sie zum ersten Mal zur Wahl gehen.
"Putin ist für mich ein Held. Was er für Russland erreicht hat. … Man kann ihn nur mit Peter dem Großen vergleichen." Julia Vorotnikowa, in Bayern lebende Russin
Julia Vorotnikowa wuchs in Tschetschenien auf. In den 90ern herrschte dort Krieg. Putin habe das Land wieder befriedet, sagt Julia.
Liberale sehen Putin kritisch
Einen Unterschied erkennt auch Anna Veber. Allerdings: Unter Putin sei alles schlechter geworden. Anna Veber ist in Moskau geboren. Seit 20 Jahren lebt sie in Deutschland. Anna ist auch Anfang 40. Sie hat in Konstanz studiert. Sie hat geheiratet und zwei Kinder bekommen. Sie arbeitet an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Nicht wählen - aus Protest
Auch Anna fährt einmal im Jahr zu ihrer Familie nach Russland. Ihre Eltern sind liberal, sie denken demokratisch, sagt Anna, und diese Haltung haben sie ihr mitgegeben. Bei dieser Wahl wird Anna zum ersten Mal nicht abstimmen. Aus Protest gegen Putin.
"Sein stärkster Gegner wurde getötet - Nemzov und Nawalny wurden zur Wahl nicht zugelassen. Wen können wir wählen? Man hat uns ein paar von Putin handverlesene Kandidaten aufgetischt, das sind seine Marionetten." Anna Veber, in Bayern lebende Russin
Viele Russen lebten noch immer in absoluter Armut. Das Gesundheitssystem sei marode, die Korruption ein Riesenproblem, sagt Anna Veber.
Die eine als Wählerin, die andere als Wahlbeobachterin
Beide Frauen werden am Sonntag im Russischen Konsulat in München sein. Julia Vorotnikowa stimmt dort für Putin. In den letzten Monaten sei ihr klar geworden, dass Putin das Beste sei, was den Russen überhaupt passieren konnte, sagt Julia. Die Putin-Gegnerin Anna Veber wählt nicht. Sie ist als Wahlbeobachterin dort. Sie will aufpassen, dass bei der Abstimmung in München auch alles ordentlich läuft.