Mitarbeiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge vor der Meistersingerhalle in Nürnberg

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BAMF-Mitarbeiter fordern Antworten von Chefin Jutta Cordt

Die Stimmung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist schlecht: Die Behörde steht öffentlich in der Kritik und die Mitarbeiter sind mit Chefin Jutta Cordt unzufrieden. Keine guten Vorzeichen für eine Personalversammlung. Von Tina Wenzel

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Es ist nicht weit vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zur Personalversammlung in der Meistersingerhalle. Die meisten Mitarbeiter kommen zu Fuß, Gesprächsfetzen sind zu hören: "Dublin Abkommen", "Frau Cordt". Doch die Gespräche verstummen schnell. Öffentlich vor dem Mikrofon will sich kein BAMF-Mitarbeiter äußern.

Schlechtes Verhältnis zwischen Mitarbeitern und BAMF-Leitung

Unter der Hand wird aber deutlich: Die Mitarbeiter fordern Antworten von BAMF-Chefin Jutta Cordt. Vieles erfahren sie zuerst aus der Presse statt von ihrem Arbeitgeber. Dann schließt sich die Tür. Die Personalversammlung ist nicht öffentlich. Dreieinhalb Stunden lang sprechen die Mitarbeiter und der Personalrat mit der BAMF-Chefin.

Die Vorsitzende des Örtlichen Personalrats benennt in ihrer Rede klar die Missstände und das schlechte Verhältnis zwischen den Mitarbeitern und der BAMF-Leitung. Dafür erhält sie viel Applaus von den Anwesenden, heißt es aus Teilnehmerkreisen. Nach der Personalversammlung tritt BAMF-Chefin Cordt vor die Medien. Sie bezeichnet den Austausch als "sachlich, offen und objektiv". Sie will die Wogen offenbar wieder glätten.

"Ich habe auch nochmal den Mitarbeitern für die gute Arbeit gedankt, die sie gemacht haben – gerade jetzt in dernschwierigen Situationen, die wir haben. Ich habe aber auch klargestellt, dass wir lückenlos aufklären müssen und dass das dazu führt, dass wir mit vielen Kollegen Gespräche führen müssen." Jutta Cordt, Präsidentin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF)

Es stehe niemand unter Generalverdacht, betont Cordt. Das empfinden die Mitarbeiter jedoch anders. Es gebe einen Unterschied zwischen den Gesprächen, um die Vorgänge in Bremen aufzuklären, und Gesprächen, um Whistleblower ausfindig zu machen, heißt es.

Verunsicherung und Angst im BAMF

Nach BR-Informationen wird derzeit massiv nach undichten Stellen im BAMF gesucht. Bei diesen Mitarbeitergesprächen werde viel Druck ausgeübt. Im Bundesamt herrsche große Verunsicherung und Angst. BAMF-Chefin Cordt hingegen betont erneut, wie notwendig Personalgespräche im Bezug auf die BAMF-Affäre seien.

"[Es geht nicht um einen Generalverdacht, sondern darum], Mitarbeiter und das Bundesamt zu schützen. Ich gehe davon aus, dass die Gesprächsergebnisse dazu führen, dass man sagt, es ist alles ordnungsgemäß gelaufen. Und ich glaube, dass sind wir der Bevölkerung und der Politik insgesamt schuldig." Jutta Cordt, Präsidentin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF)

Die Mitarbeiter fordern ebenfalls Aufklärung. Sie sehen die Verantwortung für die Krise im BAMF aber auf Führungsebene. Seit 2015 gehe es nur noch um Schnelligkeit und Zahlenvorgaben, aber nicht mehr um die Qualität der Verfahren, so der Vorwurf.

Cordt erneut im Innenausschuss

Nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Mitglieder des Innenausschusses des Bundestags warten auf weitere Antworten von BAMF-Chefin Cordt. Bereits diesen Freitag (08.06.18) muss sie erneut in Berlin Rede und Antwort stehen. Dazu sind auch ihre Vorgänger Frank-Jürgen Weise und Manfred Schmidt geladen. Bei der Personalversammlung war mit Jörg Bentmann auch ein Vertreter des Bundesinnenministeriums anwesend. Das sei bemerkenswert, normalerweise komme niemand aus dem Innenministerium zu einer Personalversammlung, sagten Teilnehmer dem BR.