Die Hochgeschwindigkeitstrasse der Bahn zwischen München und Berlin ist eröffnet. Mit zwei Sonderzügen, zahlreichen Politikern und Journalisten feierte die Bahn die bevorstehende Aufnahme des Regelbetriebs. Ab kommendem Sonntag fahren dann ICE-"Sprinter"-Züge in unter vier Stunden von München nach Berlin. "Normale" ICEs mit mehr Zwischenstopps schaffen die Strecke in knapp viereinhalb Stunden.
"Grundlagenprojekt der deutschen Einheit"
Bei einem Festakt am Berliner Hauptbahnhof zeigte sich Bundeskanzlerin Merkel beeindruckt vom Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 (VDE8). Die Schnellfahrstrecke sei "konkurrenzfähig zu den Verkehrsträgern Flugzeug und Straße". Bahnchef Richard Lutz sprach in Nürnberg und Berlin von einem besonderen Tag. 17 Millionen Menschen würden von der neuen Strecke profitieren. Die Trasse habe "eine enorme Strahlkraft für das gesamte Bundesgebiet". Der geschäftsführende Bundesverkehrsminister Christian Schmidt (CSU) bezeichnete die neue Trasse als "Grundlagenprojekt der deutschen Einheit".
Merkel: Anstrengungen lohnenswert
Entlang der Strecke wurde heute mehrfach gefeiert: In Erfurt sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke), Thüringen werde von der Trasse profitieren - als schnell erreichbarer Kongress- und Tagungsstandort mitten in Deutschland. Kanzlerin Merkel erwähnte in Berlin aber auch die Kritiker des Projekts, die Aufwand, Bauzeit und hohe Kosten infrage gestellt hätten. Am Ende hätten sich die Anstrengungen jedoch gelohnt, sagte sie.
Kritik für Wartezeiten und Preissystem
Der Fahrgastverband Pro Bahn bemängelte Zeitverluste für Fahrgäste abseits der Metropolen. Wer nicht in einer Großstadt wohne, würde durch das teure Prestigeprojekt kaum profitieren. In Nürnberg etwa müsse auf viele Anschlusszüge über eine halbe Stunde gewartet werden. Kritik am "undurchsichtigen Preissystem" der Bahn kam vom Bündnis "Bahn für alle". Die Tarife hätten immer weniger zu tun mit einem Mobilitätsdienstleister für Menschen, die zu einem bestimmten Zweck und in einer bestimmten Zeit von A nach B wollten.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) wies darauf hin, dass auf der Linie Berlin-München keine Fahrräder mehr mitgenommen werden, weil dort keine Intercitys (IC) mehr unterwegs seien. Der Wegfall von täglich drei ICs in beide Richtungen bedeute im Sommerhalbjahr den Verlust von fast 7.000 Radstellplätzen.
Noch nicht ganz fertig
Am 10. Dezember geht die neue Strecke München-Berlin in den Regelbetrieb. Unter anderem im Raum Bamberg fahren die ICEs aber noch auf der alten Strecke. Die Bauarbeiten haben dort noch nicht einmal begonnen - es wird wahrscheinlich noch Jahre dauern, bis alles fertig ist. Insgesamt hat das Bauprojekt bisher rund zehn Milliarden Euro verschlungen. Die Strecke wurde zum Teil vierspurig ausgebaut. Vom oberfränkischen Ebensfeld (Lkr. Lichtenfels) über Erfurt bis nach Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt ist die Strecke komplett neu – mit zahlreichen Brücken und Tunneln.