In Nürnberg blockierten die Streikenden mit Protestzügen zur zentralen Großkundgebung wichtige Zubringerstraßen und sorgten so für zusätzliche Aufmerksamkeit. Insgesamt beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall 5.000 Mitarbeiter aus 25 mittelfränkischen Betrieben an der Aktion. 3.000 Arbeiter erschienen zur Kundgebung des Verhandlungsführers der IG Metall Bayern, Jürgen Wechsler.
Tausende Arbeiter im Warnstreik
In Schwaben traten insgesamt 2.350 Mitarbeiter von MAN Diesel & Turbo, manroland Web System, MT Aerospace und Renk in den Ausstand. In Oberfranken beteiligten sich 2.300 Arbeiter von Bosch Bamberg an den Warnstreiks. Auch in Oberbayern legten mehrere tausend Beschäftigte kurzfristig die Arbeit nieder oder gingen früher in den Feierabend – alleine 1.800 Mitarbeiter im BMW-Forschungszentrum, 1.000 bei MTU Aero Engines und 800 bei Airbus Defence and Space. Die IG Metall erwartet noch weitere Warnstreiks während der Spät- und Nachtschichten, unter anderem im BMW-Werk Regensburg. Die Warnstreiks sollen morgen weitergehen.
IG Metall fordert mehr Lohn und flexible Arbeitszeit
Die Gewerkschaft fordert sechs Prozent mehr Lohn und das Recht für jeden Beschäftigten, seine Arbeitszeit bis zu zwei Jahre lang von 35 auf 28 Stunden pro Woche zu verkürzen. Eltern, Pflegende oder Schichtarbeiter sollen in diesem Fall zusätzlich einen teilweisen Lohnausgleich erhalten.
Konkret bedeutet das, dass ein Mitarbeiter, der seine Arbeitszeit auf 28 Stunden verringert, zunächst anteilig sein Geld für 28 Stunden bekommt. Für Eltern und Pflegende fordert die IG Metall in diesem Fall einen Aufschlag von 200 Euro pro Monat. Wer aufgrund belastender Arbeit, also etwa Schichtarbeit, seine wöchentliche Arbeitszeit verringern will, soll nach dem Willen der Gewerkschaft 750 Euro pro Jahr mehr erhalten. Die insgesamt reduzierte Arbeitszeit würde dann durch zusätzliche Freischichten ausgeglichen. Für die Zeit danach fordert die IG Metall ein Rückkehrrecht.
Branche soll "attraktiv für Fachkräfte" sein
Die Branche brauche eine "faire Lohnerhöhung und eine neue Arbeitszeitkultur", auch um attraktiv zu sein für die Fachkräfte für morgen, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. Die Konjunkturaussichten und die Ertragssituation der Unternehmen seien glänzend. Deshalb passe die Entgeltforderung in die Zeit, so Hofmann.
Die Arbeitgeber haben bisher eine Einmalzahlung von 200 Euro und danach zwei Prozent mehr Lohn angeboten. Außerdem wollen sie die Arbeitszeit verlängern können. "Wir stehen für Lösungen am Verhandlungstisch bereit", sagte der Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall-Arbeitgeberverbände, Bertram Brossardt. Das umfasse aber nicht den "rechtswidrigen Teillohnausgleich". Dieser sei nicht verhandelbar.