Die Diagnose Krebs ist ein Schock für Max und Lea. Beide sind aktiv und erfolgreich im Studium. Max studiert im Bachelor Technische Physik an der Hochschule Coburg, Lea steht kurz vor ihrem Staatsexamen in Medizin an der Universität München.
Nach der Diagnose Lymphom (Max) und Leukämie (Lea) haben sie ihre Krebs-Therapie erstmal erfolgreich abgeschlossen. Ihre Hoffnung: Jetzt wieder gesund und fit werden, weiter studieren.
Junge Menschen haben bei früher Diagnose eine gute Prognose
Max und Lea gehören zu rund 15.000 jungen Erwachsenen, die in Deutschland jedes Jahr an Krebs erkranken. Besonders häufig bei jungen Erkrankten sind Lymphdrüsenkrebs, Leukämien oder Brust- und Hodenkrebs.
Bei frühzeitiger Diagnosestellung ist die Überlebensrate junger Erwachsener hoch: etwa 80 Prozent der Betroffenen überstehen ihre Krebserkrankung.
Der Kampf zurück ins eigene Leben
Trotzdem werfen Diagnose und Therapie Betroffene wie Max und Lea natürlich aus ihrem gewohnten Studentenleben. In einem Lebensalter, in dem sie sich selbständig die eigene Zukunft aufbauen wollen, müssen sie plötzlich darum kämpfen, zu überleben und wieder Kraft zu sammeln. Lea sagt, dass die Krankheit vieles für sie verändert hat - auch sie selbst. Einfach so weitermachen wie vor der Diagnose kann sie nicht.
Nebenwirkungen und Spätfolgen der Krebstherapie
Eine erste Entwarnung bekommen Betroffene erst fünf Jahre nach Therapieende. Solange muss Krebs als chronische Erkrankung regelmäßig überwacht werden. Chemo- und Stammzell-Therapie haben zudem Nebenwirkungen, die Patienten noch länger beeinträchtigen.
Konzentrationsschwierigkeiten, Stress-Labilität oder depressive Phasen sind häufige Spätfolgen. Ihr geschwächtes Immunsystem und das sogenannte schnell ermüdende "Chemobrain" trainieren Lea und Max jetzt wieder. Doch die Therapie hat nicht nur die Krebszellen, sondern alle Zellen in ihrem Körper angegriffen. Körper und Seele müssen wieder ins Gleichgewicht finden.
Wieder Balance im Leben finden
Auch wenn sie sich beide wieder auf ihr Studium konzentrieren – ab jetzt müssen sie für sich die richtige Balance im Leben wiederfinden. Max will in der Reha wieder fit werden, damit er im nächsten Jahr wieder gut durchstarten kann.
Beide studieren im Wintersemester 2020 - und profitieren dabei auch von den virtuellen Kursangeboten. Ihre Hochschulen, Familien und Freunde unterstützen sie. Und das Netzwerk und Informationen der "Deutschen Stiftung Junge Erwachsene mit Krebs". Hier finden sie Austausch vor Ort, bundesweit existieren inzwischen lokale Treffpunkte, so wie in Coburg und München.
Krebs verlängert auch die Studienzeit
Zumindest online können Max und Lea deshalb auch in der Pandemie-Zeit Kontakt zu anderen Betroffenen halten, die ähnliche Fragen oder Sorgen haben, wie sie selbst.
Auch wenn sie seit der Diagnose andere Erfahrungen machen als ihre Kommilitonen und bis zum Abschluss länger brauchen werden als geplant: Ihr Ziel ist es, in ihrem Fach weiterzukommen und sich eine neue Perspektive zu schaffen.
Lea würde am liebsten wieder sofort durchstarten, da sie die Dinge gerne anpackt. Aber gerade muss sie erst einmal andere Sachen lernen.
Unterstützung für Studierende mit Krebs
Wer an Krebs erkrankt, sollte möglichst direkt nach der Diagnose die Hochschule über die Krankschreibung informieren. Direkte Ansprechpartner sind Studiengangkoordinatoren, auch Dozenten oder Professoren.
Hochschulen, Universitäten und Studentenwerke haben außerdem eigene Beratungsstellen für Studierende mit Behinderung und chronischen Erkrankungen wie Krebs.
Netzwerke für Trost und Tipps
Weil die Diagnose meist Ältere betrifft, und die Krankheit Studierende von Kommilitonen trennen kann, helfen auch Netzwerke junger Betroffener vor Ort: Um sich auszutauschen oder praktische Alltagstipps zu bekommen - etwa zu Finanzierungsfragen, Reha-Möglichkeiten oder speziellen Sportangeboten. Die bundesweiten Treffpunkte der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs haben z.B. auch Lea und Max bereits genutzt.
Finanzielle Unterstützung bei Krebs im Studium
Junge Krebspatienten bzw. ihre Eltern können Diagnose und Therapiekosten schnell in finanzielle Schwierigkeiten bringen, aber es gibt Unterstützung. Einmalige Soforthilfe bietet der Härtefonds der Deutschen Krebshilfe. Man kann sich bei der Krankenkasse von den Zuzahlungen befreien lassen. Außerdem bringt ein Schwerbehindertenausweis Vergünstigungen. Gegebenenfalls ist es auch ratsam, eine Erwerbsminderungsrente zu beantragen.
Immatrikuliert bleiben!
Wer chronisch krank ist, kann trotzdem an seiner Universität oder Hochschule immatrikuliert bleiben und erst einmal ein Kranken- oder Urlaubssemester beantragen. Sonst besteht die Gefahr, den Studien- oder Wohnheimplatz zu verlieren - oder auch die Familienversicherung über die Eltern. Auch ein Stipendium kann so erstmal weiterlaufen.
Sobald man wieder gesund ist und weiterstudieren kann, muss man sich natürlich rückmelden.
Wann vielleicht doch exmatrikulieren?
Aber auch eine Exmatrikulation kann sinnvoll sein. Hartz IV gibt es nämlich erst nach der Exmatrikulation. Manche Hochschulen bieten auch an, den Studienplatz erst einmal "ruhen zu lassen". Das spart den Semesterbeitrag ein und man kann später direkt ins Folgesemester starten.
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!