Sehr viel Schnee in kurzer Zeit: Diese Wetterlage ist Balderschwang vor zwei Jahren zum Verhängnis geworden. In den frühen Morgenstunden des 14. Januar 2019 ging eine Lawine ab und rauschte in die Gebäude eines Hotels. Verletzt wurde niemand, die meisten Gäste und Mitarbeiter waren nach einer Lawinenwarnung schon in Sicherheit gebracht worden. Der Sachschaden ging aber in die Millionen. Das Hotel Hubertus musste sein Schwimmbad und seinen Wellness-Stadl abreißen.
Schutzwald und Stahlnetze gegen Lawinenabgänge
Damit sich ein solches Unglück nicht wiederholen kann, braucht die Gemeinde im Landkreis Oberallgäu einen festen Lawinenschutz. Eigentlich hätten schon vergangenes Jahr ein Schutzwald gepflanzt und Stahlnetze an vier Stellen oberhalb der kleinen Gemeinde gespannt werden sollen. Aber die Pläne sind bis heute nicht umgesetzt.
Verzögerungen bei der Planung
Balderschwangs Bürgermeister Konrad Kienle verteidigt die lange Planungsphase: Er spricht von einem Generationen-Projekt und von einer Angelegenheit, die man nicht im Hauruck-Verfahren mache. Für Verzögerungen sorgten wohl auch die zähen Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern, auf deren Flächen der Lawinenschutz entstehen soll. Zuvor waren außerdem Gutachten für die genauen Standorte der Stahlnetze nötig.
Baubeginn in diesem Frühjahr
Laut Bürgermeister Kienle stehen die Pläne aber mittlerweile: 10 Millionen Euro sollen in den Lawinenschutz für die Gefahrenzonen ausgegeben werden. Allein für den Bereich oberhalb des Hotel Hubertus sowie für das Feuerwehrhaus und die Zufahrtsstraße ins Dorf kostet die Lawinenschutzverbauung 1,5 Millionen Euro. Baubeginn ist im Frühjahr, im Herbst soll dann alles fertig sein.
Voraussetzung für Spa-Eröffnung
Für das bei dem Abgang vor zwei Jahren schwer beschädigte Hotel Hubertus ist der Lawinenschutz enorm wichtig: Die Eigentümer haben investiert und ein neues Wellness-Gebäude errichtet. Der Holzbau steht, der Innenausbau ist für die kommenden Monate geplant. Im nächsten Winter darf der neue Spa-Bereich aber nur für Gäste öffnen, wenn der Lawinenschutz fertig ist, sagt Seniorchef Karl Traubel. Ohne Lawinenverbauung keine Nutzungserlaubnis. Das Risiko ist hoch: "Das ist natürlich eine Situation, die für das Unternehmen Hotel Hubertus für die Zukunft desaströs ist." Eine Verzögerung kann sich das Hotel Traubel zufolge nicht erlauben.
Pistenwalze als provisorischer Lawinenschutz
Bis der feste Lawinenschutz fertig ist, stehen Balderschwang und das Hotel übrigens nicht schutzlos gegen mögliche Abgänge da. Eine Pistenwalze steht bereit, um bei viel Schnee und entsprechend hoher Lawinengefahr den Hang oberhalb des Dorfes plattzuwalzen. Momentan sieht Hotel-Seniorchef Traubel die Lage gelassen, weil es nicht viel Schnee gibt. "Die Natur hat lediglich ein weißes Make-up – das sieht schön aus." Aber die Sorge ist immer da, sagt der Hotelier: "Wenn mehr Schnee kommt, wird die Situation schon bedrückend."
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!