Die Stadthalle Gersthofen am Donnerstagabend: Während draußen mit Livemusik der Weihnachtsmarkt eröffnet wird, haben sich im kleinen Saal etwa einhundert Menschen versammelt. Gudrun Seidel, die Leiterin des Wasserwirtschaftsamts in Donauwörth begrüßt sie von der Bühne aus mit den Worten: "Liebe Lechfreundinnen und Lechfreunde".
Die Gäste konnten sich an mehreren Ständen über den Fortgang des Projekts Licca liber III informieren, dem Teil des Renaturierungsprogramms, der sich dem Bereich zwischen der Einmündung der Wertach bis zu Einmündung des Lechkanals in Höhe Ostendorf widmet. Etwa zwanzig Kilometer ist er lang.
Der Lech wird vor allem als Naherholungsgebiet genutzt
Etwa zwanzig Menschen stehen jeweils im Kreis um die Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts. Und von ihnen erfahren sie zum Beispiel, dass die meisten der befragten Anwohner den Lech als Naherholungsgebiet schätzen und nutzen. Und, dass sie sich eine Umgestaltung derart wünschen, dass er wieder mehr Lebensraum bietet für die Tier- und Pflanzenwelt. Das sind die Hauptaussagen der Onlinebefragung zum Lech im vergangenen September. Mehr als 850 Menschen haben daran teilgenommen. Und die gaben auch an, dass sie entlang des Lechs vor allem mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind.
Auf Musterstrecken des Lechs werden Maßnahmen getestet
Aus der Beteiligung der Anwohner und den möglichen Maßnahmen zur Renaturierung hat das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth eine Konzeption auf die Beine gestellt. Zwei der Infostände im Kleinen Saal zeigen, was das konkret bedeutet. Dort sollen im Jahr 2025 zum Beispiel Uferbefestigungen abgebaut, die Steine also abgetragen werden. Damit soll dem Lech die Möglichkeit gegeben werden, sich weiter auszudehnen, "sich das Ufer ein Stück weit zurückholen zu können", sagt Viola Frietsch, die Projektleiterin von Licca liber.
Der Lech soll sich wieder mehr verzweigen können
Weitere Maßnahmen, die man beim Wasserwirtschaftsamt ins Auge fasst: Der Einbau von Totholz und sogenannter Steinbuhlen in den Flusslauf. Auch das soll den Lech dabei unterstützen, sich weitgehend selbstständig und ohne den Eingriff des Menschen zu entwickeln. Wie gut das gelingt, wird überwacht. An Computern werden ab dem kommenden Jahr Simulationen durchgeführt, die die Auswirkung von bestimmten Eingriffen ausrechnen sollen. Laut Viola Fritsch, werden dabei unter anderem die Abflussmöglichkeiten des Lechwassers unter die Lupe genommen.
Licca liber – ein Generationenprojekt
Wann nun erste Maßnahmen bei Licca liber III umgesetzt werden können, das hängt von vielen Faktoren ab, sagt Gudrun Seidel, die Leiterin des Wasserwirtschaftsamts Donauwörth. Und damit meint sie auch die formalen Hürden, die das Projekt nehmen muss, von der Fertigstellung der Umsetzungskonzepte bis hin zu Planfeststellungsverfahren. Deshalb hält Seidel den Zeitraum um das Jahr 2035 für realistisch.
Einer der Teilnehmer in der Stadthalle Gersthofen bringt es auf den Punkt: Licca liber ist ein Generationenprojekt, sagt er. Der Lech wurde über viele Generationen verbaut, und so wird es eben auch dauern, bis er wieder wird, wie er früher einmal war: ein Wildfluss mit breitem Flussbett und vielfältiger Flora und Fauna.
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