Bildrechte: BR

JU - 52

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Zukunft der Ju-52-Rundflüge von Schleißheim aus ungewiss

Nach dem Flugzeugunglück mit 20 Toten in der Schweiz herrscht jetzt Ungewissheit in München-Schleißheim: Abgestürzt war eine fast 80 Jahre alte Junkers Ju-52. Mit genau diesem Flugzeugtyp starten auch von Schleißheim aus Rundflüge. Von Lorenz Storch

Von

Gerhard Filchner ist der Leiter der Flugwerft Schleißheim - ein Zweighaus des Deutschen Museums für die Geschichte der Luftfahrt. Er kennt die Enthusiasten des Schweizer Vereins Ju Air, der drei alte Ju-52 betrieben hat, von denen jetzt eine abgestürzt ist.

"Wenn 20 Leute bei einem Flugunfall sterben, das nimmt einen schon mit." Gerhard Filchner, Leiter Flugwerft Schleißheim

"Tante Ju" vermittelt Fluggefühl wie vor 50 Jahren

Mit der "Tante Ju", wie das Flugzeug auch liebevoll genannt wird, ist Filchner selbst schon mitgeflogen - ein besonderes Erlebnis. Denn während Flugreisende heute gewohnt sind, mit strahlgetriebenen Verkehrsflugzeugen in großer Höhe zu fliegen und in der Kabine fast nichts vom Lärm der Triebwerke mitzubekommen, wird das alte Junkers-Flugzeug noch per Kolbenmotor angetrieben.

"Da hat man noch dieses ursprüngliche Fluggefühl - da dröhnt es, man fliegt in niedriger Höhe - man kann man mit diesen Oldtimern gut nachvollziehen, wie es vor 50 Jahren war." Gerhard Filchner, Leiter Flugwerft Schleißheim

Die Ju-52 - Erstflug 1932 - hat die Luftfahrtgeschichte vor allem Deutschlands geprägt. Der größte Abnehmer für Junkers war vor dem Zweiten Weltkrieg die deutsche Lufthansa mit fast 200 Exemplaren. Bei der Lufthansa sind damals fast drei Viertel des Luftverkehrs mit der Ju-52 abgewickelt worden.

Oldtimer-Flugzeuge sind nicht generell unzuverlässiger

Die Piloten auf den Oldtimerflügen sind erfahren und in keiner Weise überfordert, sagt der Leiter der Flugwerft des Deutschen Museums. Und auch dass das Flugzeug gut gewartet war - da ist er sich sicher. Alte Flugzeuge seien in keiner Weise unzuverlässiger als moderne. Und auch, dass die Hitze schuld sein soll am Unfall in der Schweiz, kann er nicht nachvollziehen.

"Hitze ist ein Problem in der Luftfahrt, aber sollte hier keine Rolle spielen. Hitze wirkt sich zum Beispiel beim Start aus: Die Motoren haben nicht mehr so viel Leistung und brauchen eine längere Anlaufstrecke." Gerhard Filchner, Leiter Flugwerft Schleißheim

Hat sich der Pilot verkalkuliert?

Sein Kollege Andreas Hempfer, Luftfahrt-Kurator beim Deutschen Museum, nennt als eine mögliche Ursache, dass der Pilot sich verkalkuliert haben könnte: 

"Das Problem könnte sein, dass die in ein Tal geflogen sind aus dem es keinen Ausweg gibt. Dass sie dann wenden wollten und in der Kurve dann abgestürzt sind. Dass es da den Strömungsabriss gab. Und dass dann nicht genug Höhe da war, um den Strömungsabriss wieder auszugleichen." Andreas Hempfer, Luftfahrt-Kurator Deutsches Museum

Wie geht es mit den Schleißheim-Rundflügen weiter?

Das jedoch ist reine Spekulation. Einstweilen ist die Ursache des Junkers-Absturzes in der Schweiz noch ungeklärt. Deswegen ist - Stand heute - auch ungewiss, wie es mit den Oldtimer-Rundflügen ab Schleißheim weiter geht. Der nächste war Ende September geplant. Die Lufthansa allerdings, die ebenfalls noch eine "Tante Ju" besitzt, fliegt weiter - heute ab Nürnberg.