Saftige Wiesen, blühende Blumen, Kuhglocken - Bergalmen repräsentieren das Idyll der Alpen und ziehen jährlich Millionen Besucherinnen und Besucher an. Aber dieses Idyll ist nicht Natur, sondern Kulturlandschaft und muss gepflegt werden. Die Bergbauern sehen sich in einer fundamentalen Krise.
Mountainbiker sorgen für Ärger
Josef Glatz bewirtschaftet eine Alm bei Garmisch-Partenkirchen und ist Vorsitzender der örtlichen Weidegenossenschaft. Er ist verärgert, weil die Ausflügler so egoistisch geworden seien. Besonders Mountainbiker halten sich Glatz zufolge nicht mehr an die angelegten Wege. Früher habe man sich ein Ziel ausgesucht und sich damit begnügt, dorthin rauf zu radeln oder zu gehen. "Aber heute muss man ja auf drei Almen fahren und lieber noch einen zweiten Akku fürs E-Bike mitnehmen, damit es immer ärger wird", sagt Glatz.
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"Es muss wieder mehr Respekt geben"
Er und andere Almbauern warben heute auf dem Alpen-Gipfel-Europa auf der Unteren Firstalm am Spitzingsee für mehr Wertschätzung ihrer Arbeit. Denn ohne sie würde es die Kulturlandschaft, die die Alpen prägt, überhaupt nicht geben. Sie sehen sich aber zunehmend unter Druck. Nicht nur wegen der Konflikte zwischen Menschen – auch Tiere bereiten ihnen Sorgen, vor allem der Wolf. Klaus Leitner, ebenfalls Almbauer, macht sich täglich Sorgen um seine Rinder auf der Almweide. Die Kälber kommen sicherheitshalber nachts in den Stall.
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Schutz für Nutztiere ist schwierig
Die Bergbauern fürchten, dass sich Wölfe im Alpenraum weiter ausbreiten. Das Problem: Im steilen, oft steinigen Gelände ist es schwierig, Schutzzäune aufzustellen, um Schafe und andere Weidetiere zu schützen. Und mit Hütehunden könnte es Konflikte mit Touristen geben, die eigene Hunde dabei haben. Für Klaus Leitner ist klar, dass Raubtiere wie der Wolf hier nichts zu suchen hätten. "Das müssen die Leute verstehen, sonst sehe ich schwarz für unsere Almwirtschaft", sagt er.
Forderung: Abschuss einzelner Wölfe
Deshalb wollen die Bergbauern, dass Wölfe zur Not abgeschossen werden dürfen. Unterstützung in diesem Anliegen bekommen sie von der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Beim Alpen-Gipfel-Europa sagte die CSU-Politikerin, dass es darum gehe, eine "erleichterte Entnahme bei gutem Erhaltungszustand" zu ermöglichen. Niemand habe etwas gegen den Wolf, aber ein gutes Miteinander müsse möglich sein, so Kaniber.
Naturschutzverbände wollen Wolfs-Populationen schützen
Die Staatsregierung macht sich gegenüber der Europäischen Union dafür stark, den Wolf nicht mehr als strikt geschützte Tierart zu behandeln. Der Bund Naturschutz in Bayern ist dagegen, den Schutzstatus herunterzusetzen, weil der Wolfsbestand noch viel zu niedrig sei. Schätzungen zufolge gibt es momentan rund 20 standorttreue Wölfe – allerdings in ganz Bayern. Um die Populationen im Alpenraum überwachen zu können, will der Freistaat verstärkt mit den anderen angrenzenden Ländern zusammenarbeiten, zum Beispiel bei Gen-Analysen. Letztlich geht es um den Frieden in den Bergen.
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