Dass Autos oder Kraftwerke Klimasünder sind, ist nichts Neues, aber auch bei der Zementherstellung wird klimaschädliches CO2 freigesetzt, mehr als doppelt so viel wie vom gesamten Flugverkehr weltweit. Das liegt am Hauptbestandteil von Zement, der auch bei Rosenheim abgebaut wird - Kalkstein aus abgestorbenen Muscheln und Korallen.
"Das war ja hier mal Gletschergebiet und auch Meere. Hier sind dann die Kleinstlebewesen gestorben. Die haben das CO2 aufgenommen und haben es konserviert über Millionen Jahre." Mike Edelmann, Geschäftsführer Rohrdorfer Gruppe
Wird der Kalk zu Zement gebrannt, wird CO2 frei. Das ist nicht zu verhindern. Trotzdem kann Zement umweltverträglicher werden.
Hüttensand als Beimischung
Das Zementwerk Rohrdorf bei Rosenheim mischt ein Abfallprodukt, das in der Eisen- und Stahlindustrie entsteht, in die meisten Zementsorten: Hüttensand. Die kleinen, bräunlichen Steinchen sind so groß wie Weizenkörner. Bis zu einem Viertel des gewöhnlichen Zements wird heute dadurch ersetzt. Das heißt auch: Ein Viertel weniger CO2 wird frei. Und der Anteil soll größer werden. Die Hersteller experimentieren weiter, um noch mehr des gewöhnlichen Zements zu ersetzen. Damit könnte umweltfreundlicher gebaut werden. Dabei muss aber niemand Angst haben, dass dieser klimafreundlichere Zement schlechter ist. Die Qualität wird ständig überprüft. Und: Bei großen Bauwerken, zum Beispiel bei Staudämmen, kann dieser neue Zement sogar besser halten.
Zementindustrie experimentiert weiter...
"Die Zukunft ihres Produktes hängt einfach davon ab, dass es umweltfreundlicher und nachhaltiger ist. Die Politik wird sonst der Zementindustrie große Schwierigkeiten machen. Wir haben das ja bei der Atomindustrie erlebt. Die Politik greift dann einfach ein, wenn der Weg falsch ist." Professor Johann Plank, Lehrstuhl für Bauchemie, TU München
Dabei ist die Herausforderung für die Industrie groß. Derzeit gibt es zum Beispiel Versuche mit einem Gemisch aus Zement und Ton. Marktreif ist der Baustoff aber noch nicht.