Durch heiße Sommer mit wenig Niederschlag gerät das Grundwasser der Region mehr und mehr in Gefahr. Deshalb fordert die Würzburger SPD jetzt einen "mainfränkischen Wasserplan". Konkreter Anlass ist der Weltwassertag am 22. März. Der Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib und der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion in Würzburg Alexander Kolbow haben dafür gemeinsam einen Zehn-Punkte-Katalog mit konkreten Forderungen ausgearbeitet und vorgelegt.
Forderung nach Wassermanagement in Bergtheimer Mulde
Laut dem Würzburger SPD-Büro fordern die beiden unter anderem ein Niedrigwassermanagement für die wasserarme Bergtheimer Mulde. So soll in Zukunft die tatsächliche Wasser-Entnahme genau kontrolliert werden und Beschränkungen eingeführt und konsequent umgesetzt werden. Außerdem werden klare Bedingungen für die Wasserentnahme aus dem Main gefordert. Darüber hinaus sollen die Trinkwasserquellen im Würzburger Westen konsequent geschützt werden.
SPD regt Einführung des "Wassercents" im Freistaat an
Eine weitere Idee der SPD ist der sogenannte "Wassercent". "Bayern gehört zu den wenigen Bundesländern, die keinen Wassercent erheben, obwohl dies von der durch die Staatsregierung eingesetzten Expertenkommission eindeutig empfohlen wird. Die kostenlose Entnahme von Grundwasser insbesondere für gewerbliche und private Nutzung muss aufgrund der Grundwasserprobleme endlich der Vergangenheit angehören", sagt Kolbow. Konkret soll mit dieser Forderung die kostenlose Nutzung von Grundwasser für gewerbliche und private Zwecke eingeschränkt werden.
Vereinbarkeit von Landwirtschaft und Trinkwasserschutz gefordert
Weitere Punkte des "mainfränkischen Wasserplans" sind etwa die bessere Verzahnung von Landwirtschaftspolitik und Trinkwasserschutz, klare Schutzinstrumente und Maßnahmen zum Trinkwasserschutz und die Neuaufstellung der Wasserhaltung. Außerdem macht der Katalog auf die Probleme bei der bisherigen Entwässerungsstrategie aufmerksam. Demnach sei sowohl die Bodenbewirtschaftung im ländlichen Raum wie auch die Wasserführung in der Stadt kontraproduktiv. Nötig sei "ein eindeutiger Rahmen, ob und in welchem Umfang z.B. Nutzwasser aus der Regenrückhaltung oder gereinigtes Abwasser aus kommunalen Kläranlagen für die Bewässerung von Grünflächen, Sportplätzen oder landwirtschaftlichen Flächen genutzt werden können", heißt es von der SPD.
Ziel: Zentrum für Angewandte Klimaforschung in Würzburg
Eine weitere Forderung ist außerdem die Stärkung der wasserwirtschaftlichen Expertise in der Region durch das Wiedereinrichten des Wasserwirtschaftsamts in Würzburg. Zuletzt fordern Halbleib und Kolbow in ihrem Katalog die Gründung eines Zentrums für Angewandte Klimaforschung (WueZAK) gemeinsam mit der Uni Würzburg, der THWS und weiteren Kooperationspartnern. Dadurch könne man langfristig an dem Problem forschen und Zukunftslösungen erarbeiten.
Würzburger Landrat Eberth: Forderungen werden bereits umgesetzt
Grundsätzliche Zustimmung, aber auch kritische Stimmen kommen dazu aus dem Würzburger Landratsamt. Ein derartiges Engagement hätte man sich bereits vor zehn Jahren gewünscht, als das Thema bereits intensiv diskutiert wurde, teilt Landrat Thomas Eberth (CSU) auf BR24-Nachfrage mit. Viele der Forderungen des 10-Punkte-Katologs würden durch die zuständigen Behörden bereits seit geraumer Zeit umgesetzt. So wurden etwa die Kontrollen der Wasseruhren durch das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg erheblich verstärkt. In Zukunft sollen sie von Landes- und Wasserschutzpolizei dabei unterstützt werden. Bei Illegalen Wasserentnahmen, also bei unerlaubten oder übermäßigen, will das Landratsamt Würzburg künftig Ordnungswidrigkeitenverfahren einleiten, sofern es sich nicht ohnehin um eine Straftat handelt. Auch am Konzept zur ressourcenschonenden Bewässerung innerhalb der Bergtheimer Mulde werde bereits intensiv gearbeitet, heißt es.
Umweltministerium unterstützt "Wassercent"-Idee
Das Umweltministerium unterstützt das Bewässerungskonzept für die Bergtheimer Mulde mit rund 153.000 Euro, das vom Landkreis Würzburg, dem Bewässerungsverein Bergtheimer Mulde sowie den drei Gemeinden Bergtheim, Hausen bei Würzburg und Oberpleichfeld derzeit erstellt wird. Zudem unterstützt Umweltminister Thorsten Glauber die Einführung eines Wassercents in Bayern, das Umweltministerium wurde bereits nach eigenen Angaben durch den Ministerrat mit der Erarbeitung eines entsprechenden Konzepts beauftragt. Die Vorgespräche zur Vorbereitung eines Wassercents in Bayern wurden bereits geführt. Die genaue Höhe eines Wassercents sowie die weiteren Modalitäten sollen in der kommenden Legislaturperiode festgelegt werden.
Bund Naturschutz fordert weitere Auflagen für Bewässerung
Der Bund Naturschutz in Würzburg begrüßt den Zehn-Punkte-Katalog der SPD, der "viele zentrale und langjährige Forderungen des BN enthält, so zum Beispiel die Verknüpfung von Grundwasserentnahmen an klare Bewirtschaftungsauflagen", so Steffen Jodl vom Bund Naturschutz. Auch die Forderung nach einem Wassercent sei eine "alte" Forderung des BN. Ihm gehen die Forderungen jedoch nicht weit genug, denn die Auflagen müssten für eine Bewässerung insgesamt gelten, nicht nur für die Bewässerung mit Grundwasser.
Auch bei der Wasserentnahme aus dem Main müsse man regelmäßig alle Projekte in Summation betrachten, um die Auswirkungen der zahlreichen bestehenden und geplanten Wasserentnahmen auf das Gewässerökosystem Main erfassen und bewerten zu können. Die Aufweichung des Trinkwasserschutzes im Landesentwicklungsprogramm müsse verhindert werden: "Trinkwasser muss als Lebensmittel Nr. 1 oberste Priorität erhalten", so Jodl.
Zum Artikel: Steffi Lemke: "Brauchen internationales Wassermanagement"
Würzburger Agenda 21 gehen Forderungen nicht weit genug
Auch der Arbeitskreis "Wasser am Limit" stimmt dem Zehn-Punkte-Plan der SPD weitgehend zu. Dies gilt besonders für die Forderung nach einem ökologischen Gesamtkonzept für die Wasserentnahme aus dem Main, heißt es auf Anfrage von BR24. Ebenso begrüßenswert sei der Einsatz für den konsequenten Schutz der Trinkwasserquellen im Würzburger Westen. "In Ergänzung zu den Ausführungen der SPD fordern wir, dass das Mischkanalsystem in ein Trennkanalsystem umgebaut werden, damit das Niederschlagswasser auch für die Spülung der Toiletten oder eben für die Bewässerung von Grünanlagen genutzt werden kann", so die Vertreter des Arbeitskreises.
Sie bemängeln den niedrigen Personalstand des Wasserwirtschaftsamtes und fordern, den Standort Würzburg wieder herzustellen. Es könne nicht sein, dass – wie in der Bergtheimer Mulde – nunmehr die Polizei Kontrollaufgaben der Wasserbehörden mitübernehmen müssen. Ferner müssten die gemeinsam erarbeiteten Maßnahmen unmittelbar einer Umsetzung zugeführt werden.
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