Vor knapp zwei Jahren hat sich die Würzburgerin Susanne Götz-Schneck dazu entschieden, ihren Beruf als Kieferorthopädin aufzugeben und stattdessen als Verlegerin zu arbeiten. In ihrem eigenen Verlag für Kinderbücher mit dem Fokus auf Diversität und pädagogischen Inhalten, die sie bisher selbst vermisst hat. "Mir war schnell klar, dass ich dafür mehr Leidenschaft entwickelt habe als für irgendeinen anderen Beruf. Und dann habe ich mich dazu entschieden, das voll und ganz zu machen mit ganzem Herzblut", erzählt die heute 40-Jährige.
Kinderbuch über Wasserkreislauf für Enkel
Begonnen hat alles im August 2020. Der Vater von Götz-Schneck ist an Leukämie erkrankt und schreibt eine Geschichte für seine Enkel. In dem Text des Biologen "Pete und Anton" geht es um zwei Wassertropfen und ihren Weg auf die Erde. Eigentlich soll seine Tochter die Geschichte nur für seine Enkel aufheben - "aber das war mir viel zu schade", sagt Götz-Schneck.
Buch als Weihnachtsgeschenk
Kurzentschlossen gründet sie den Jupitermond Verlag – benannt nach dem Lieblingsplaneten ihres Vaters Peter Schneck. Und zu Weihnachten ist die erste Auflage gedruckt – zur großen Überraschung des Autors. "Mein Vater war wahnsinnig berührt, hat es am Anfang gar nicht glauben können", erinnert sich die Verlegerin. Mittlerweile geht es ihrem Vater gesundheitlich etwas besser. Aber nach "Pete und Anton" kommen viele Manuskripte im Jupitermond Verlag an – obwohl Götz-Schneck eigentlich lediglich die Geschichte ihres Vaters veröffentlichen wollte.
Erlös aus Kinderbüchern wird auch gespendet
Doch von einigen Geschichten ist sie so gerührt, dass sie weitermacht und ihren alten Beruf schließlich aufgibt. Eine dieser Geschichten – ihr drittes verlegtes Buch – ist "Das wunderbarste Wesen der Welt" der Mainzer Autorin Annika Klee. Sie hat sich bewusst für den Verlag entschieden. "Naturschutz, Tierschutz, Antimobbing – das sind Themen, für die der Verlag steht und die für mich persönlich sehr wichtig sind", sagt die Autorin. Denn einen Teil des Erlöses spendet der Verlag an Vereine und Selbsthilfegruppen. "Das wunderbarste Wesen der Welt" ist mittlerweile zu einer Reihe geworden. In jedem Buch geht es um ein Kind einer Schulkasse und um seine ganz besonderen Eigenschaften.
Team des nominierten Kinderbuchs: Autorin Annika Klee (links), Verlegerin Susanne Götz-Schneck (Mitte) und Illustratorin Stella Eich.
Nominiertes Buch: Geschichte über Freundschaft
Die persönlichen Geschichten kommen bei vielen Kindern gut an. Götz-Schnecks Sohn Anton gefällt an dem Buch, "dass es um Freundschaft geht und zeigt, dass es viele wunderbare Wesen auf der Welt gibt." Bis heute sind 3500 Exemplare des Buches verkauft worden. Den pädagogischen Mehrwert hat auch die Jury des Deutschen Kinderbuchpreises erkannt und das Buch als eines von zehn nominiert.
Neuer Kinderbuchpreis mit 100.000 Euro Preisgeld
Der Preis wird seit vergangenem Jahr verliehen und wurde von Jasmin Schröter, Eigentümerin der Zeitfracht-Unternehmensgruppe, und ihrem Ehemann, ins Leben gerufen. Er ist dotiert mit einem Preisgeld von 100.000 Euro. Eine Jury aus erwachsenen Personen hat die zehn Kinderbücher, die sich an Fünf- bis Achtjährige richten, nominiert. 32 Kinder – zwei aus jedem Bundesland – wählen daraus nun das beste Buch aus. Ob dies 2022 jenes des Würzburger Jupitermond Verlags ist, entscheidet sich am 8. Oktober.

Anton liest seiner Schwester Ella aus "Das wunderbarste Wesen der Welt" vor.
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