Im Sommer kann es bis zu 20 Grad warm werden und die Tage enden nie. Dann, am längsten Tag des Jahres Ende Juni, wird das Mittsommerfest gefeiert. Im Winter hingegen sind die Tage kurz - eigentlich ist es für ein paar Monate fast nur dunkel. Zum Glück fällt hier in Umeå viel Schnee, denn der reflektiert das wenige Licht zumindest. Ein Klima, das sich stark vom unterfränkischen unterscheidet. Trotzdem zieht es viele der Würzburger Studierenden in den schwedischen Norden.
Viel grün und viel Platz
"Umeå ist sehr grün. Um die Stadt herum ist weit und breit nur Fichtenwald, in der Stadt stehen über 3000 Birken und man ist direkt am Meer", erzählt Dieter Müller. Er ist 1991 für ein Jahr nach Umeå, um dort zu studieren. Ihm wurde eine Doktorandenstelle, später eine Professur angeboten – heute lebt Müller seit über 25 Jahren dort. Ihm gefällt nicht nur die Nähe zur Natur. "Hier ist es weniger stressig. Vielleicht auch, weil hier weniger Menschen leben auf mehr Platz." 120.000 Menschen leben in der nordschwedischen Stadt. Fast genauso viele wie in Würzburg - allerdings haben die Menschen in Umeå 27 Mal so viel Platz!
Beliebteste Austausch-Uni weltweit
So unterschiedlich die beiden Städten in der Hinsicht sind, so eng ist dennoch der Austausch. Seit 1981 gilt Umeå als beliebtes Ziel für Würzburger Studierende, die sich für ein Auslandsjahr entscheiden. Während zu Müllers Zeiten noch bilaterale Beziehungen geführt wurden, wird der Austausch mittlerweile mit dem Förderprogramm "Erasmus" der EU organisiert. Etwa 40 Würzburger Studierende gehen jedes Jahr nach Umeå. "Das ist unsere beliebteste Austausch-Uni weltweit, unangefochten auf Platz eins", sagt Florian Evenbye vom International Office der Uni Würzburg. Zum Vergleich: Budapest liegt mit rund 20 Austausch-Studierenden jährlich weit abgeschlagen auf Platz zwei.
Erasmus-Jahr trotz Corona
Und sogar trotz der Coronakrise, die hierzulande das Studium größtenteils ins Digitale gezwungen hat, zieht es die Studierenden nach Umeå: Zum kommenden Wintersemester planen immerhin noch 30 Studierende nach Umea zu gehen – sofern sie die schwedischen Sicherheitsvorkehrungen beachten und im Zweifel ein Semester ganz ohne Präsenzstudium im Social Distancing hinnehmen. "Die meisten fühlen sich dort auch sicher. Das Gesundheitssystem in Schweden ist sehr gut - auch wenn die Regierung dort was die Pandemie angeht einen anderen Weg gegangen ist. Die Lage ist nicht brenzlig", so Evenbye. Dennoch: ein starker Einschnitt im Austausch zwischen den Universitäten.
Voneinander lernen
Denn obwohl auch die beiden Städte seit dem 9. April 1992 eine Partnerschaft eingegangen sind, steht der universitäre Austausch im Zentrum der Beziehung, sagt Anuschka Heid vom Würzburger Büro für Internationale Beziehungen. Chöre, Sportvereine oder Verwaltungsmitarbeiter der Städte besuchen sich seitdem gegenseitig. "Umeå ist die innovativste unserer Partnerstädte", so Heid. "Vor allem was Zukunftsthemen wie Digitalisierung oder die sogenannte Smart City angeht ist uns Umeå voraus - da kann man sich austauschen und voneinander lernen!"
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