Kurzer Zeitraum, große Zerstörung: Gerade einmal 20 Minuten dauerte der schwerste von mehreren Angriffen, die Würzburg in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs ertragen musste. Am 16. März 1945 warf die "Royal Air Force" Bomben auf die unterfränkische Stadt. An diesem Donnerstag gedenken die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Würzburg den Opfern und der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg.
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Historische Altstadt fast vollständig zerstört
Das Feuer damals breitete sich durch die Sogwirkung in den engen Gassen der Stadt rasend schnell aus. Noch kilometerweit war der Feuerschein nach Zeitzeugenberichten zu sehen. Bei der Bombardierung am 16. März 1945 wurde die historische Altstadt zu 90 Prozent zerstört. Etwa 4.000 bis 5.000 Menschen verloren in dem Inferno ihr Leben. Daraufhin wurde Würzburg auch als "das Grab am Main" bezeichnet. Zwei Wochen später begann die Schlacht um Würzburg durch US-Bodentruppen, die schließlich mit der Übernahme der Stadt endete.
Erinnerung an schwärzesten Tag Würzburgs
Am Donnerstag wird den ganzen Tag über bei verschiedenen Veranstaltungen der Zerstörung der Stadt und deren Opfer gedacht. Den Anfang machte dabei ein Gedenkgottesdienst für die Opfer des 16. März 1945 und für alle Opfer von Krieg und Gewalt im Kiliansdom. Am Vormittag gedachte Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) an der Gedenkstätte 16. März 1945 auf dem Hauptfriedhof der Toten und legte am dortigen Massengrab einen Kranz nieder. "Der 16. März ist ein Tag ewiger Trauer in unserer Stadt und ewiger Tag der Mahnung. Wir gedenken heute nicht nur der damaligen Opfer aus unserer Stadt. Wir gedenken der Opfer aus allen Völkern, der Zivilisten und der Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg oder einem der zahllosen anderen Kriege, die es davor und danach gegeben hat, gestorben sind", sagt Schuchardt in seiner Ansprache vor Ort.
Alle Generationen vor der heutigen hätten mindestens einen Krieg erlebt, so Schuchardt weiter. In einer langen Friedensperiode hätten wir Aussöhnung mit westlichen und östlichen Nachbarn erreicht, was zur Erwartung führte, dass es auf unserem Kontinent nie wieder Krieg geben würde. Doch dann, mit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar vorigen Jahres sei das vermeintlich Undenkbare grausame Realität geworden.
Anschließend führt der "Weg der Versöhnung" über mehrere Stationen bis zum evangelischen Dag-Hammarskjöld-Gymnasium, das heuer das Wandernagelkreuz und die Versöhnungsstatue von Coventry für ein Jahr überreicht bekommt.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt (m.) mit Martin Heilig und Judith Jörg bei der Kranzniederlegung an der Gedenkstätte 16. März 1945
Musikalische und literarische Beiträge zum Gedenken
Unter der Überschrift "17 Minuten. Eine Kellerchronik" steht eine literarisch-musikalische Spurensuche um 16 sowie um 19.45 Uhr im ehemaligen Luftschutzkeller der Erlöserschwestern. Die "Nacht der Friedenslichter" mit Texten, Meditation und Taizé-Gesängen findet um 19 Uhr im Kolping-Center Mainfranken statt. In der Stadtbücherei im Falkenhaus wird um 19.30 Uhr die Lesung "Minuten werden zur Ewigkeit" mit Tagebucheinträgen und persönlichen Erinnerungen von Würzburger Bürgerinnen und Bürgern angeboten. Und in der Augustinerkirche gibt der Monteverdi-Chor Würzburg um 20 Uhr ein Gedenkkonzert. Ein Barockensemble spielt dazu das Stück "Funeral Anthem" von Georg Friedrich Händel auf historischen Instrumenten.
Kirchenglocken läuten im Zeitraum der Bombenabwürfe
Von 21.20 Uhr bis 21.40 Uhr läuten dann alle Kirchenglocken der Stadt gemeinsam – vom Zeitpunkt des ersten Bombeneinschlags bis zum letzten. In drei Wellen warfen die 236 Flugzeuge der britischen "Royal Air Force" mehr als 1.000 Tonnen Bomben auf Würzburg ab – darunter 300.000 Stabbrandbomben. Nur wenige deutsche Städte erlebten einen so verheerenden Einzelangriff wie die Stadt Würzburg, zum Beispiel Dresden.
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