Ein Mann und eine Frau mit Warnwesten halten Transparente vor sich
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Mario und Franzi beim Warnstreik an Augsburgs Uniklinik

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"Wollen mehr Geld": Was eine Krankenschwester im Dienst erlebt

Wenn Patienten in der Notaufnahme der Augsburger Uniklinik warten müssen, macht sich Franzi auf Beschimpfungen gefasst. Auch deshalb beteiligt sich die Krankenschwester an einem Warnstreik. Was sie sich wünscht - und warum die Politik sie enttäuscht.

Es ist laut beim Warnstreik vor dem Augsburger Uniklinikum. Trillerpfeifen, Ratschen, Fahnen. Und vorne mit dabei sind Franzi und Mario. Die beiden arbeiten in der Notaufnahme und haben Gesprächsbedarf. Schnell merkt man: Es hat sich Frust aufgestaut.

"Wir haben uns die letzten drei Jahre den Arsch aufgerissen, standen in der Pandemie an vorderster Front, teilweise ohne Schutzausrüstung haben wir die Patienten versorgt", sagt Mario. Im Vergleich zu den Kolleginnen und Kollegen in der Intensivstation fühlen sie sich benachteiligt: "In den Intensivstationen wurden 3.000 Euro Bonus ausbezahlt, wir in der Notaufnahme haben 200 Euro bekommen." Von der Politik sind die beiden enttäuscht. Warme Worte bringen ihnen nichts, so ihr Tenor.

So viel Geld bekommen Franzi und Mario für ihre Arbeit

Mario und Franzi sind Fachkrankenpfleger für Notfallpflege. Fünf Jahre hat ihre Ausbildung gedauert. Mario arbeitet Vollzeit und verdient knapp 2.800 Euro netto. Im medizinischen Bereich ist das grundsätzlich ein guter Verdienst. Viele medizinische Fachangestellte, die jetzt in einer Praxis arbeiten, wollen deshalb gerne die Klinik wechseln, weil dort mehr bezahlt wird.

Zu Marios Arbeit gehören aber auch Nachtschichten und Wochenendschichten - und das in einem Bereich, der wie die meisten chronisch unterbesetzt ist. Deshalb streiken die beiden nicht nur für 10,5 Prozent mehr Lohn. Sie unterstützen auch eine bundesweite Petition, die eine verbindliche Mindestbesetzung in der Notfallambulanz fordert.

Wie Klinik-Personal von Patienten attackiert wird

Grund für die überlaufene Notaufnahme ist zum einen das große Einzugsgebiet der Uniklinik. Als Maximalversorger ist die Klinik für ganz Schwaben zuständig. Franzi beklagt aber auch, dass immer mehr Patienten mit Problemen kämen, mit denen sie ihrer Meinung nach zum Hausarzt gehen sollten. "Manche haben seit drei Wochen Rückenschmerzen, andere seit zwei Wochen Knieschmerzen."

Die Folge sind lange Wartezeiten für Patienten. "Wir schauen uns jeden an und entscheiden: Wer ist schwer verletzt, schwebt sogar in Lebensgefahr? Diese Patienten betreuen wir natürlich zuerst. Die anderen müssen dann warten." Dafür fehlt bei einigen Patienten jedoch das Verständnis.

Franzi und Mario berichten von Aggression. Oft verbal, manchmal aber auch körperlich. "Da fallen Worte wie 'Fotze'. Und ich als Krankenschwester muss dastehen und mir das anhören." Zum Glück gebe es aber auch andere Erfahrungen, zum Beispiel in den Tagen vor dem Warnstreik. "Wir hatten schon frühzeitig mit Zetteln in der Notaufnahme darauf hingewiesen. Und viele haben uns unterstützt und gesagt, dass sie unseren Kampf für mehr Lohn richtig finden."

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