"Fehlbeleger" - dieses sehr bürokratische Wort umschreibt ein großes aktuelles Problem: Asylbewerber, die als Flüchtlinge anerkannt werden, müssen eigentlich raus aus den Gemeinschaftsunterkünften und sich eine Wohnung suchen. Allerdings: Eine Wohnung zu finden ist in Zeiten der aktuellen Wohnungsnot nicht leicht. Und schon gar nicht für Asylbewerber. Sie müssen wohl oder übel in den Gemeinschaftsunterkünften bleiben und werden im Beamtendeutsch zu "Fehlbelegern".
Über 5.000 "Fehlbeleger" allein in Schwaben
32.000 solcher "Fehlbeleger" gibt es aktuell in Bayern, fast jeder dritte Flüchtling in einer bayerischen Unterkunft ist betroffen. 5.072 "Fehlbeleger" werden in Schwaben gezählt, fast 40 Prozent aller Flüchtlinge in schwäbischen Unterkünften. Und sie alle brauchen eine Wohnung. Im Landkreis Unterallgäu will man den anerkannten Asylbewerbern nun mit einer Wohnraumbörse bei der Wohnungssuche helfen.
Zwei Jahre lang hat Yousef Hasna nach einer Wohnung für seine Familie gesucht. Zwei Jahre lang mussten der Flüchtling aus Syrien, seine Frau und seine fünf Kinder trotz Anerkennung weiter in der Gemeinschaftsunterkunft in Mindelheim wohnen. Die meiste Zeit in nur einem einzigen Zimmer. Und jedes Mal, wenn Youssef glaubte, endlich eine passende Wohnung gefunden zu haben, immer das gleiche Spiel:
"Und dann habe ich angerufen und gesagt: „Entschuldigung, wir sind sieben Personen.“ Und sie sagte: 'Bist du Asyl?' Und ich sagte: 'Ja, wir sind Asyl.' Und sie sagte: 'Leider.' Und 'Tschüss' und alles fertig." Youssef Hasna, anerkannter Asylbewerber
"Fehlbeleger" - fast täglich werden es mehr
400 anerkannte Asylbewerber suchen derzeit allein im Landkreis Unterallgäu nach einer Wohnung, erzählt Annemarie Möhring von Migrationsberatungsstelle der Caritas in Mindelheim. Weil nach und nach viele weitere ihre Anerkennung als Flüchtling bekommen, werden es fast täglich mehr.
"Wir haben eine ganze Reihe hier im Landkreis. Sowohl alleinstehende Männer als auch Familien in ganz unterschiedlicher Größe, die seit langer Zeit einfach nach einem geeigneten, bezahlbaren Wohnraum suchen." Annemarie Möhring von der Migrationsberatungsstelle der Caritas in Mindelheim
Die Chance für die Asylbewerber, etwas passendes zu finden, ist aber verschwindend gering. Auch wenn das Jobcenter in den meisten Fällen die Miete übernimmt. Das Grundproblem: Es gibt zu wenig bezahlbaren Wohnraum, der zur Vermietung angeboten wird. Nicht nur für die anerkannten Flüchtlinge, sondern einfach in diesem Preissegment. Es gibt zu wenig bezahlbaren Wohnraum, der zur Vermietung angeboten wird.
Kaum einer vermietet an anerkannte Asylbewerber
Und selbst wenn es solche Wohnungen gibt: An Asylbewerber vermieten wollen die meisten aus unterschiedlichsten Gründen nicht. Deshalb hat der Landkreis Unetrallgäu jetzt nach dem Vorbild aus Passau eine Wohnraumbörse für anerkannte Flüchtlinge ins Leben gerufen. Auf der Internetseite des Landkreises können sich Wohnungsbesitzer informieren und melden, wenn sie ihre Wohnung an Asylbewerber vermieten wollen.
"Wir können dadurch jetzt natürlich nicht die Wohnungsnot stemmen. Aber wir erhoffen uns, dass dadurch Leute, die vielleicht noch gar nicht überlegt haben, Wohnraum zu vermieten, dass dann der eine oder andere auf die Idee kommt, dass er was vermieten könnte." Elena Münnich, Integrationslotsin im Landratsamt
Seit Anfang 2018 gibt es die Wohnraumbörse nun schon. Anfragen gab es schon viele, zwei konkretere Wohnungsangebote waren auch dabei. Angesichts von 400 wohnungssuchenden Asylbewerbern in ihrem Landkreis ist das nicht viel. Aber immerhin ein Anfang.