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Die Rückkehr des Wolfs

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Wölfe in Bayern - die Rückkehr der Wildtiere

Wölfe in Bayern - die Rückkehr der Wildtiere

Letzten Sonntag attackierte ein Wolf Schafe in Baden Württemberg - das Ergebnis: 44 tote Schafe. Und schon wird die Forderung laut, Wölfe zu schießen. Auch in Bayern polarisiert der Wolf. Von Caroline von Eichhorn und Matthias Supé

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Sonntagvormittag am .

Der böse Wolf - Mythos und erbitterter Feind des Hirten und der Herde. Er ist der Gierige in den furchtbaren Schauergeschichten, verschlingt Rotkäppchen, die Großmutter und die sieben Geißlein. Vor 170 Jahren hat man ihn endgültig ausgerottet. Von wegen - er kehrt zurück in seine Heimat. Gesehen hat ihn noch kaum jemand.

Veldensteiner Forst, südlich von Bayreuth in Oberfranken. Hier wurde unlängst ein drittes Wolfspaar in Bayern nachgewiesen. Einem Wolf zu begegnen - wäre das gefährlich?

"Der Wolf ist so scheu wie jedes andere Wildtier auch. Er schaut kurz, aber würde sich ziemlich schnell wieder verdrücken." Revierförster Sebastian Bäumler

Revierförster Sebastian Bäumler weiß, wovon er spricht. Im Juli 2017 hat er frühmorgens einen Wolf auf einer Forststraße getroffen.

"Dass ein Stück Wild über die Straße will - dachte ich erst. Für Rotwild sah es komisch aus. Dann bin ich a weng weitergefahren. Dann hat es hundeähnlich hergeschaut. Da war ich relativ sicher, dass es der Wolf ist. Dann bin ich näher rangefahren, dann ist er in den Bestand rein. So auf 70 bis 80 Meter, hat kurz zum Auto geschaut. Dann hat er sich wieder getrollt. Das war meine erste kurze Begegnung mit dem Tier." Revierförster Sebastian Bäumler

200 Wölfe in Deutschland

Wildtierexperten schätzen, dass es derzeit rund 200 erwachsene Wölfe in Deutschland gibt. Die meisten davon im Norden und Nordosten. Sie leben in bis zu 80 Rudeln. Einige Dutzend sind als Einzelwölfe auf Wanderschaft und außerdem gibt es noch zehn bis 20 Paare. In Bayern ist ein Rudel im Bayerischen Wald bekannt. Ein Paar lebt bei Grafenwöhr, und eines vergnügt sich nun eben im Veldensteiner Forst. Für ein gemeinsames Foto haben die zwei noch nicht posiert, hinterlassen aber bereitwillig andere Präsente. Losung - der Kot des Wolfes.

"Da vorne schaut es verdächtig aus. Wenn man da sein Auge schult - da findet man ziemlich viel im Revier. Wenn die Wölfe anwesend sind." Revierförster Sebastian Bäumler

Aktionsplan Wolf

Mit ihrer Anwesenheit haben sich die Wölfe mittlerweile Feinde gemacht, sind aber durch mehrere Artenschutzabkommen strengstens geschützt. Trotzdem bringt die Bayerische Staatsregierung nun einen Aktionsplan Wolf auf den Plan. Sogar von Abschüssen ist die Rede. Vor allem Nutztierhalter sorgen sich um ihre Schützlinge, seit das Raubtier wieder vor der Haustür steht.

Johann Glossner betreibt einen Biobetrieb bei Berching im Altmühltal. Er hat noch kein Schaf durch einen Wolfsriss verloren, ist aber trotzdem alarmiert.

"Ein Wolfsangriff bedeutet nie nur bloß Tote. Das ist eine Vielzahl an Problemen dahinter. Schlechte Führbarkeit der Herde. Die weigern sich irgendwo hinzugehen, weil sie wissen: das ist zu gefährlich." Johann Glossner, Landwirt

Damit Glossner mit den Wölfen leben kann, müsste seiner Meinung nach was geschehen.

"Erstens: Wölfe müssen scheu gehalten werden. Mindestens einen Welpen aus jedem Rudel rausschießen, damit sie wissen, es könnte was passieren. Nummer zwei: Wenn Wölfe auf Menschen zugehen oder in Dörfer gehen, müssen diese Wölfe beschossen werden mit Plastikmunition. Oder sofort umgelegt werden, weil diese Wölfe sind kein scheues Wildtier mehr." Johann Glossner, Landwirt

Freude über die Rückkehr der Wölfe

"Die Natur bekommt etwas zurück was wir ihr vor über 200, 300 Jahren genommen haben. Etwas Wildes, einen wichtigen Faktor in unserer Biodiversität. Und: Wir sollten uns darüber freuen, dass solche Tiere, die wir schon verloren geglaubt haben, zurückkommen." Wildbiologe Ulrich Wotschikowsky

Wildbiologe Ulrich Wotschikowsky ist gefragter Wolfsexperte. Von klein auf war der Wolf seine große Liebe. Heute ist er 77 Jahre alt - von Jahr zu Jahr wird er aktiver, denn er spürt, die Wölfe brauchen ihn. Aber gibt es in unserem dichtbesiedelten Land überhaupt noch Platz für Wölfe?

"Die Wölfe zeigen uns, dass sie Platz haben. Sie zeigen es auch in dichtbesiedelten anderen Ländern. Wir brauchen uns keine Sorgen machen. Wölfe sind sehr anpassungsfähig und sie kommen damit zurecht. Und wo es ihnen zu viele Menschen sind, da gehen sie woanders hin." Wildbiologe Ulrich Wotschikowsky

Alter, neuer Nachbar Wolf - faszinierend, unzähmbar. Seine Wiederansiedlung ist auch eine Versöhnung des Menschen mit der Natur. Doch er ist eben einer, der sich nicht an das gesunde Menschenempfinden hält. Der Wolf ist und bleibt ein Raubtier. Und das ist ausnahmsweise nicht nur im Märchen so.