In Tschechien gibt es kaum negative Reaktionen auf die Nachricht, dass in den Nationalparken Bayerischer Wald und Böhmerwald zwei Wolfsrudel leben. "Wir waren positiv überrascht, dass es dazu keine größere Aufregung gab", sagte der stellvertretende Leiter des Nationalparks Sumava Martin Starý dem BR. Die Einstellung der tschechischen Gesellschaft zur Rückkehr der Wölfe sei überwiegend gut, auch wenn sie hin und wieder Schafe reißen.
Entschädigungszahlungen für gerissene Schafe
Jan Mokrý, Leiter der Abteilung Zoologie im Nationalpark Sumava, erzählt, dass es im tschechischen Nationalparkgebiet pro Jahr rund 20 Fälle von Wolfsübergriffen auf Nutztiere gibt, vor allem auf Schafe. Für nachgewiesene Wolfsrisse gebe es aber Entschädigungszahlungen an die Landwirte. Außerdem haben viele Schafhalter inzwischen gute elektrische Wolfszäune, während es früher nur einfache Zäune und wenig Sicherung gab.
Bildrechte: BR/Renate Roßberger
Eine der extensiv genutzten Wiesenflächen, von denen es im Nationalpark Sumava viele gibt. Sie werden unter anderem von Schafen abgeweidet.
Zwei Wolfsrudel im Nationalpark
Hauptsächlich ernähren sich die beiden Wolfsrudel im Nationalpark aber von Wild, vor allem von Hirschen. Wie groß die beiden Wolfsrudel im Park sind, also aus wie viel Tieren sie bestehen, ist noch nicht klar. Dafür müssen noch mehr Kotproben der Wölfe ausgewertet und auf ihre Genetik untersucht werden. Die tschechischen Forscher vermuten aber, dass sich das zweite Rudel aus Jungtieren aus dem ersten Rudel entwickelt haben könnte. Das ist aber noch nicht sicher.
Wölfe öfter auf tschechischer Seite
Die beiden Wolfsrudel sind grenzüberschreitend im Nationalpark Bayerischer Wald und im Nationalpark Sumava unterwegs. Da der Sumava viel grösser ist und auch zusätzlich größere Wiesen- und Freiflächen hat, sind die Wölfe öfter auf der tschechischen Seite. Die tschechischen Forscher vermuten auch, dass es eventuell weitere Wölfe im südlichen Teil des Gebiets an der österreichischen Grenze gibt. Das sind bisher aber noch keine Rudel nachgewiesen. Im restlichen Tschechien leben insgesamt rund 50 wilde Wölfe.
Bildrechte: Nationalpark Sumava
Junge Wölfe, die im Nationalpark Sumava kürzlich von einer Wildtier-Kamera fotografiert wurden
Keine Nutztierrisse auf deutscher Seite bekannt
Der Nationalpark Bayerischer Wald hatte kürzlich auf der deutschen Seite die Nachricht von den beiden Wolfsrudeln veröffentlicht. Eines davon ist zwischen dem bayerischen Grenzort Finsterau (Lkr. Freyung-Grafenau) und dem tschechischen Srní unterwegs, das andere zwischen der Trinkwassertalsperre Frauenau und dem tschechischen Böhmisch Eisenstein.
Auf der bayerischen Nationalparkseite sind bisher keine Nutztierrisse bekannt. Dort gibt es aber auch nur wenige Schafhalter oder auch Weideflächen in dünn besiedelten Gebieten. Solche Weideflächen existieren dagegen im Sumava, der insgesamt - neben den weitläufigen Wäldern - auch einen großen Anteil an extensiv genutzten Wiesen hat.
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