Archivbild: Zwei Fußgängerinnen in München kämpfen gegen starke Windböen an.
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Weht der Wind immer heftiger oder kommt es einem nur so vor?

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Wird es immer windiger? Die Antwort auf Fragen an BR24

"Was ist mit dem Wind los?", ist gerade eine häufig gestellte Frage aus dem BR24-Publikum. Kann es sein, dass der Wind immer heftiger wird? Wir haben dazu einmal nachgefragt: bei Forschern, Sturmversicherern und Windkraftanlagenbetreibern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

"Beim Fahrradfahren kommt der Wind immer von vorn. Egal, in welche Richtung man fährt - immer Gegenwind! Und wer es eilig hat, dem weht es besonders heftig ins Gesicht!" Solche Aussagen treffen das Gefühl vieler Radler sicherlich ganz gut. Auch Publikumsfragen an die BR24-Wetterredaktion gehen in diese Richtung: "Kann es sein, dass es immer windiger wird?" oder "Könnte der Klimawandel für mehr Wind sorgen?"

Wird der Wind immer mehr?

Es müsste – so könnte man meinen – einfach sein, bei einem Meteorologen darauf Antworten zu bekommen. Doch weit gefehlt! Bei genauerem Hinsehen erwies sich die Frage als erstaunlich kompliziert. Rein statistisch gab es in den letzten Jahren nämlich keinen signifikanten Anstieg der Zahl der Stürme, eher sogar eine leichte Abnahme, seit der Jahrtausendwende. Allerdings hat die Zahl der Stürme in den Jahren davor zugenommen.

Weniger Wind durch Klimawandel?

Bedeuten diese Zahlen also, dass der Klimawandel die Menge der Stürme weniger werden lässt? Auch das können Forscher so nicht bestätigen. Sie haben versucht aus den Windstatistiken Schlüsse zu ziehen: Bis zurück in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts gibt es gute Zahlenreihen. Die Datenlage wird von da an aber immer dünner, je weiter man in die Vergangenheit geht. Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum Hereon, wo sie zu Stürmen forschen, haben trotzdem versucht, aus den Daten Schlüsse zu ziehen. Sie gehen davon aus, dass es sich hierbei um eine natürliche Schwankung der Sturmaktivität handelt, die nicht mit dem Klimawandel zusammenhängt. Gerade befinden wir uns also eher auf einem natürlichen, absteigenden Ast.

Hat sich das BR24-Publikum also getäuscht?

Nicht unbedingt! Aber es wird jetzt noch komplizierter: Worum es bisher in diesem Text ging, waren die großen Sturmtiefs. In der Meteorologie spricht man aber von unterschiedlichen Windarten. Neben den Sturmtiefs gibt es etwa noch die großen Tropen-Wirbelstürme, die uns aber zum Glück nicht betreffen. Eine weitere Form des Sturmes sind die Gewitterstürme. Die unterscheiden sich von den Sturmtiefs besonders dadurch, dass sie nur die lokalen Gewitter betreffen, nur selten länger als eine halbe Stunde dauern, aber schnell einmal einen Campingplatz leerfegen können.

Tatsächlich haben Untersuchungen an Universitäten und bei Versicherungsunternehmen gezeigt, dass die Zahl und Heftigkeit der Gewitter insgesamt zugenommen hat. Damit kann man also davon ausgehen, dass auch die Gewitterstürme zugenommen haben. Allerdings: gesicherte Zahlen gibt es hierzu noch nicht. Da ist die Forschung aber dran.

Der gefühlte Wind

In diesem Frühjahr gab es bisher kaum Gewitter. Trotzdem erreichen die BR24-Redaktion gerade jetzt viele Anfragen, wegen des Windes. Das könnte tatsächlich eine Täuschung sein, allerdings eine sehr nachvollziehbare: Durch den Klimawandel haben sich die Wetterzyklen verändert. Die Tiefdruckgebiete ziehen tendenziell langsamer. Damit verändert sich unser Wetter auch langsamer.

Die Tiefs in diesem Frühjahr etwa, die so viel Regen brachten, wirkten über Wochen wie angenagelt. Ähnlich war es mit dem Wind in dieser Woche, der trotz des Sonnenscheins mit Böen bis etwa 40 km/h wehte. Die Menschen erleben diesen Wind oder auch ein winterliches Sturmtief also länger und damit intensiver. Dadurch könnte also der Eindruck entstehen, wir hätten insgesamt mehr Wind. Das ist zumindest eine sehr nachvollziehbare und naheliegende Annahme. Allerdings: gesicherte Zahlen gibt es in der Forschung hierzu auch nicht – noch nicht ...

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