Die Talstation einer Seilbahn, auf der Wiese liegt sehr wenig Schnee.
Bildrechte: BR

Das Fichtelgebirge wird auf kurz oder lang andere Lösungen für den winterlichen Tourismus finden müssen.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Fichtelgebirge: Pläne für Winter ohne Schnee

Nur wenige Urlauber haben ihren Weihnachtsurlaub im Fichtelgebirge storniert, obwohl kein Schnee lag. Weihnachten als Familienurlaub ist anders als die klassischen Winterferien. Bleibt auch künftig der Schnee aus, müssen aber neue Ideen her.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Unsere Skilifte abzubauen ist momentan kein Thema", sagt Franz Tauber, der Bürgermeister der Gemeinde Mehlmeisel im Fichtelgebirge. Tauber gibt sich resolut. Sollte es mal keinen Schnee mehr im Fichtelgebirge geben, dann würden sie ihre drei Schlepplifte am Klausenhang eben anders nutzen. Beispielsweise um Radfahrer den Berg hinauf zu ziehen. Im Gemeinderat hätten sie schon Stunden damit verbracht, über den Klimawandel und die Folgen für die Fichtelgebirgsgemeinde zu diskutieren.

"Wir haben so ein dickes Heft mit Ideen", sagt Tauber. Der Bürgermeister deutet mit zwei Fingern ein Telefonbuch an. Diese Ideen seien vor Jahren bereits erstellt und zusammengetragen worden. Denn nicht immer waren die Winter in den vergangenen 50 Jahren wie aus dem Tourismuskatalog. Zuletzt 2019 auf 2020 verregnete es die Skisaison fast völlig. Aber so warm wie um den letzten Jahreswechsel war es noch nie.

Noch sei der Wintersport wichtig

Vor Weihnachten war es kalt. Es fiel ein wenig Schnee. Im Fichtelgebirge schalteten sie die Schneekanonen ein – ohne geht im Grunde kein Wintersport mehr in den mittleren Höhenlagen. Die Aussichten schienen gut zu sein für weiße Weihnachtsferien. Dann kam der Wärmeeinbruch mit Regen. Vom Schnee blieben nur noch traurige Reste übrig. Franz Tauber wirkt nachdenklich.

Ob man künftig noch in Schneekanonen investieren solle, sei eine andere aktuelle Diskussion – nicht nur wegen der Energiepreise. Aber der Wintersport sei eben noch ein Grund, warum Urlauber im Winter nach Mehlmeisel und ins Fichtelgebirge kämen. Für die Weihnachtsurlauber, von denen erstaunlich wenig ihren Urlaub wetterbedingt storniert hätten, sei zumindest eine Woche Kinderskikurs möglich gemacht worden. Ansonsten seien die Gäste Wandern gegangen oder hätten die umliegenden Thermen besucht, berichtet Tauber.

Tausend Gäste – tausend verschiedene Bedürfnisse

Nun suchen sie im Fichtelgebirge wieder verstärkt Alternativen, um auch in Wintern mit wenig oder gar ohne Schnee, Touristen in die Region zu bekommen. Da es kaum noch Industrie im hohen Fichtelgebirge gebe, sei der Tourismus die wichtigste Branche rund um den Ochsenkopf, erklärt Ferdinand Reb. Der Leiter der Tourismuszentrale und sein Team haben eine Befragung der Gäste gestartet, was diese im Fichtelgebirge suchen und was die Region ihnen bieten soll. Die Interessen der Gäste könnten unterschiedlicher nicht sein. Tagesgäste suchen etwas anderes als die Dauergäste. Die einen eher den Sport und die Bewegung in der Natur, die anderen eher Ruhe, Erholung und eine gediegene Unterkunft – gerne auch mal luxuriös mit entsprechendem gastronomischen Angebot. Eine komplexe Aufgabe, betont Reb.

Deutscher Winterwandertag auch ohne Schnee

Obwohl keine geschlossene Schneedecke in Sicht ist, startet in der dritten Januarwoche der deutsche Winterwandertag rund um den Ochsenkopf. Es haben sich mehr als 1.000 Menschen dafür angemeldet. Für Ferdinand Reb ein Beleg dafür, dass die Urlauberinnen und Urlauber nicht nur wegen des Schnees ins Fichtelgebirge kommen. Auch, dass das Fichtelgebirge gerade dabei ist, sich als eine deutsche Qualitätswanderregion zertifizieren zu lassen, sei ein Grund für Gäste, zu jeder Jahreszeit zu kommen.

Die Natur im Fichtelgebirge zieht am meisten

Wandern, Radfahren, Wellness in den umliegenden Thermen – das gehe auch im Winter. Und vor allem die Natur, die das Fichtelgebirge biete, die sei nach wie vor das wichtigste Argument für einen Urlaub hier, meint Franz Tauber aus Mehlmeisel. Im Nachbarort Oberwarmensteinach werde der Geiersbergskilift schon länger auch im Sommer genutzt, um Gokarts auf den Berg zu ziehen, mit denen die Leute dann wieder hinunter fahren können.

Am Ochsenkopf werden Mountainbikes an die Sessel der Bergbahn gehängt um die Downhill Biker komfortabel auf den Berg zu bringen. Wildpark und Waldinfozentrum in Mehlmeisel ziehen Gäste an. Von dem geplanten Walderlebniszentrum erhoffen sie sich einen weiteren Anreiz. Wobei es nicht um immer mehr Urlauber im Fichtelgebirge gehe, sondern eher um eine konstante Belegung der 10.000 Gästebetten. 560 Millionen Euro Umsatz machte die Branche 2019 – vor Corona. Das Niveau würden sie gerne halten.

Nachhaltiger und naturverträglicher Urlaub

Natürlich gebe es auch Ideen für große Projekte wie einen Baumwipfelpfad. Doch dafür braucht es Zuschüsse oder Investoren. Und solch große Entscheidungen müssten gut überlegt werden, sagt Bürgermeister Tauber. Keine Gemeinde wolle einen Flop riskieren und eine Investitionsruine haben. Und dann spielen Nachhaltigkeit und Naturverträglichkeit noch eine wichtige Rolle.

Es wird demnächst im Fichtelgebirge viele Gespräche geben, wie der Wandel gestaltet werden soll. Und kommt doch mal der Schnee, dann gibt es halt Wintersport als Dreingabe. Denn wenn es schneit, kommen die Leute von selbst.

Wenig Schnee auf der Skipiste in Mehlmeisel.
Bildrechte: BR/Markus Feulner
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Sollte es mal keinen Schnee mehr geben, würden die Mehlmeisler ihre Schlepplifte eben nutzen um Radfahrer den Berg hinauf zu ziehen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!