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Ein rotes Dreibein mit dem Hinweis auf einen Wildunfall

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Wildunfälle in Bayern: Sturmschäden verschärfen das Problem

Die Zahl der Wildunfälle in Bayern ist seit Jahren hoch. Auch 2017 sind wieder mehr Tiere mit Fahrzeugen zusammengestoßen als im Vorjahr. Die Sturmschäden der vergangenen Monate verschärfen das Problem noch weiter.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Gerade erst hat Thomas Schreder wieder eine Nachricht bekommen: Ein Autofahrer hat sich gemeldet, er habe ein Reh angefahren, das anschließend noch weitergelaufen sei. Für den Jäger eine typische Situation, an der genannten Stelle kreuzt das Wild besonders oft die Straße.

Thomas Schreder ist nicht nur Jäger und teilt sich ein Revier mit Kollegen im oberbayerischen Wartenberg im Landkreis Erding. Schreder ist auch im Bayerischen Jagdverband aktiv und kennt die Situation im ganzen Freistaat: Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der Wildunfälle von rund 70.000 auf inzwischen gut 74.000 gestiegen. Die hohe Zahl hat laut Schreder mehrere Gründe.

Erster Grund: Straßen mitten durch den Lebensraum

Wiesen auf der einen Seite, Wäldern auf der anderen – dazwischen eine vielbefahrene Straße. So sehen viele Stellen aus, an denen es vermehrt zu Wildunfällen kommt. Die Tiere suchen beispielsweise Futter auf der Wiese oder wollen sich im Unterholz verstecken. Eine Straße ist für sie da oft nur ein lästiges Hindernis.

Viele Jäger bringen Reflektoren oder besonders intensiv riechende Duftstoffe am Straßenrand an, um die Tiere fernzuhalten. Thomas Schreder hat damit gute Erfahrungen gemacht und die Anzahl der Unfälle an manchen Stellen mehr als halbiert. Doch das klappt nicht überall. "Wenn Sie zehn Jäger fragen, bekommen Sie elf Meinungen dazu“, sagt Schreder. Und gegen unaufmerksame oder zu schnelle Autofahrer sind diese Hilfsmittel ohnehin wirkungslos.

Zweiter Grund: Aufräumarbeiten nach Sturmschäden

Die Sturmtiefs "Xavier" und "Friederike" der vergangenen Monate sind auch an den bayerischen Wäldern nicht spurlos vorübergezogen: Umgeknickte Bäume, blockierte Wege – die Folgen sind vielerorts bei einem Waldspaziergang noch immer zu sehen. Das wirkt sich auch Rehe und Hasen aus und verschärft das Problem der Wildunfälle.

Denn viele Schäden müssen die Waldarbeiter mit Kettensägen und sogar schweren Maschinen wie Harvestern beseitigen. Für die Tiere bedeutet das: Panik. Der Lärm der Arbeiten vertreibt das Wild vorübergehend. Dabei haben die Waldbauern oft keine Wahl, sagt Schreder: "Der Personenschutz geht natürlich vor. Viele Bäume müssen so schnell wie möglich gefällt werden, damit sie nicht auf einen Weg fallen und Menschen gefährden."

Mancherorts mussten wegen der Sturmschäden Flächen abgeholzt werden, die so groß wie Fußballfelder sind. Auch hier können sich die Tiere nicht mehr verstecken und suchen sich neue Plätze.

Dritter Grund: Spaziergänger, Radler und Co

Es klingt banal, doch schon einfache Spaziergänger können die Tiere aufschrecken und sie zur Flucht verleiten – zumindest dann, wenn sich die Menschen querfeldein bewegen. "Die üblichen Waldwege und Routen kennen die Tiere hingegen. Diese sind meist unproblematisch", erklärt Thomas Schreder.

Deutlich schlimmer als Fußgänger sind laut dem Jäger aber Mountainbiker oder sogar Motorcross-Fahrer, die durchs Unterholz heizen. Auch sie lösen bei den Tieren den Fluchtreflex aus. Trifft Schreder im Wald auf solche Fahrer, spricht er sie direkt an: "Sie hören sich das in der Regel an – aber beim nächsten Mal fahren die meisten trotzdem wieder genauso."