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Bloggerin Muschelschloss am Laptop

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Wieso Bloggerin Muschelschloss gegen die GroKo rebelliert

Der Plan der Jusos, mit Neumitgliedern die GroKo zu verhindern, findet Unterstützer. Eine von ihnen: die Münchner Bloggerin Karin S. alias Muschelschloss. Wieso sie beim SPD-Mitgliederentscheid mit Nein stimmt. Von Astrid Halder

Sie nennt sich Muschelschloss - und ihr gleichnamiger Twitter-Account hat eine treue Fangemeinde. Hier hat sie mehr als 364.000 Tweets abgesetzt, über 61.000 mal wurden ihre Beiträge geliked, etwa 6.800 sogenannte Follower hat die Münchnerin.

Täglich kommentiert Karin S. die aktuelle Tagespolitik, aber auch Persönliches, wie ihre schwierige Wohnungssituation in München. Karin, die ihren vollen Namen nicht in der Öffentlichkeit lesen will, entspricht keinem gängigen Bloggerinnen-Klischee.

Der Blog als Tor zur Welt

Sie ist 59 Jahre alt und Frührentnerin. Früher war sie Bürokauffrau, arbeitete aber auch schon für eine Werbeagentur, einen Radiosender und als Reiseleiterin. Aufgrund einer chronischen Krankheit kann sie seit knapp zehn Jahren nicht mehr arbeiten. Ihr Blog ist für sie auch ihr Tor zu Welt, denn ihre Wohnung kann sie nur selten verlassen.

Kurzzeit-Genossin, um gegen GroKo stimmen zu können

Jetzt probt die Muschelschloss-Bloggerin einen kleinen Aufstand. Anfang Februar ist sie extra in die SPD eingetreten, um beim Mitgliederentscheid zur GroKo teilnehmen zu können. Und mit Nein zu stimmen.

"Ich sehe das als zweite Bundestagswahl für mich, wenn das nicht anders geht, nehme ich das für mich in Anspruch und ich trete auch nachher wieder aus. Ich will keine weitere GroKo." Karin S. alias Muschelschloss

Den Wahlzettel mit dem "Nein" zur GroKo hat sie in ihrem Blog gepostet und dort eine Diskussion entfacht. Doch Karin ist nicht nur von der Großen Koalition der vergangenen Legislatur-Periode enttäuscht, sie findet auch den aktuellen Koalitionsvertrag, über den in den nächsten Tagen die SPD-Mitglieder abstimmen, unzureichend.

Unterschiedliche Meinungen über den Koalitionsvertrag

Das sieht die SPD-Spitze ganz anders. Es werde breit anerkannt, was die SPD habe durchsetzen können, sagt die designierte SPD-Chefin Andrea Nahles. Sie zeigt sich deshalb zuversichtlich, dass die SPD-Mitglieder den Koalitionsvertrag billigen werden - ebenso wie die bayerische SPD-Vorsitzende Natascha Kohnen: Die Ergebnisse des Koalitionsvertrags seien für viele überraschend positiv gewesen, das habe sie bei Gesprächen mit Mitgliedern an der Parteibasis immer wieder erfahren, meint sie. 

Karin S. ärgert dagegen, dass es für Menschen wie sie, die aktuell die Erwerbsminderungsrente beziehen, keine Verbesserungen mit der neuen Koalition gebe. Da sieht sie auch finanziellen Handlungsbedarf.

"Dann könnte ich wieder an der Gesellschaft teilnehmen, ich bin ja nur daheim - wegen meiner Krankheit. Ich kann mir kein MVV-Ticket leisten, es gibt kein Rentner-Ticket für Erwerbsmäßigungsrentner." Karin S. alias Muschelschloss

Doch es geht ihr nicht nur um sich selbst, sondern auch um andere, die vor allem im teuren München noch weniger Geld zur Verfügung haben. Die Muschelschloss-Bloggerin fordert nicht nur mehr soziale Gerechtigkeit, sondern auch mehr Debatten im Bundestag.

Karin S. wünscht sie sich eine Minderheitsregierung. Neuwahlen lehnt sie ab, weil sie fürchtet, dass davon die AfD profitieren würde. Mit ihrer Protestaktion will Karin S. ein Zeichen gesetzt haben. Sie ist momentan SPD-Mitglied, allerdings keins, über das sich alle Genossen freuen dürften.